Italien

GESCHICHTE:
Italien ist das Land mit der wohl ältesten Weinbaugeschichte. Ein Gigant im Hinblick auf Rebflächen, Produktionsmenge, Rebsortenvielfalt und Weinexport. Hier gibt es Weinbau im ganzen Land, vom Norden bis zum Süden. Brot, Oliven und Wein liebt und lebt beinahe jeder Italiener. Italiens Weinberge brachten schon vor langer Zeit Ruhm in das Land. Ausgrabungen bezeugen, dass wilde Vitis-Vinifera-Reben hier heimisch und schon seine frühesten Bewohner aufstrebende Winzer und Weinerzeuger waren. Phönizier brachten den Wein und primitive Methoden der Weinerzeugung 2000 v. Chr. nach Apulien. Griechen besiedelten ab ca. 1000 v. Chr. Sizilien und Süditalien. Ihre verbesserten Methoden und Techniken übernahmen die Weinbauern bis hinauf im Piemont und Veltlin. Die Etrusker handelten von Mittelitalien bis nach Gallien/Kelten mit ihrem eigenen Weinen (ca. 1000 bis 200 v.Chr.). Bald nannte man Italien „das Land des Weines – Oenotria“ (Oinetria, griechisch = Land der erzogenen Reben).
Von diesen Völkern lernten die Römer und führten die Weinbereitung zur hohen Kunst. Sie entwickelten Reberziehungen, Schnittsysteme und trugen zur verbesserten Qualität und Sauberkeit/Reinheit des Weines bei. Diese Methoden fanden noch weit bis ins 17./18. Jahrhunderts Anwendung. Die Römer benutzen die Amphore, um die Weine bis in die hintersten Winkel ihres Imperiums zu transportieren. Dieses Gefäß wurde 1500 v. Chr. von den Kanaanitern entwickelt, fasste zwischen 26 und 40 Liter, wurde mit Schwefel versiegelt oder mit Holzstöpsel, aber auch schon mit dem Korken verschlossen. Diese Gefäße zerbrachen leicht, so dass die Römer schon in dieser Zeit Holzfässer einsetzten, die die Kelten, bekannt als perfekte Tischler, bereits bauten. Durch die Lagerung des Weines im Holzfass, erfuhren sie, dass Weine reifen und sich in der Qualität und im Geschmack veränderten bzw. verbesserten. Sie aromatisierten den Wein mit Harz, Honig, Gewürzen und Kräutern, um ihn haltbarer und schmackhafter zu machen. Sie produzierten bereits süßen, perlenden Wein, indem sie die Gärung (in der Amphore) im kalten Quellwasser unterbrachen. In dieser Zeit war die Rebe bereits auf dem gesamten italienischen Stiefel verbreitet. Die Römer brachten den Wein und ihr Wissen verstärkt nach Portugal, Spanien, Frankreich, Deutschland und England. Rom und Latium spielten eine große Rolle für die Weinwirtschaft. Sie waren dicht bevölkert, wirtschaftlich gesund und hier lebte die wohlhabende Aristokratie, die Wein als Luxusgut konsumierten. Pompeji war Weinbauzentrum und Hauptlieferant für die Bevölkerung Roms. Produktionsstarke Regionen waren damals Apulien, Kalabrien, Kampanien und Sizilien.
Die Zeit der römischen Republik zwischen 500 v. Chr. und 27 n. Chr. war auch die erste Hochzeit des römischen Weins, zumal sich während dieser Jahre die griechische Weinproduktion in einer tiefen Krise befand. Dann zur Römischen Kaiserzeit zwischen 27 bis 395 n. Chr. waren es Falerner (Kampanien), Calenbo (Latium), Manertino (Sizilien) und Recioto (Umbrien), die den italienischen Markt beherrschten. Mit dem Ende der Römer (3. Jahrhundert) versank Italien und seine Weine in das finstere Mittelalter. Langobarden und Goten verwalteten das Land, setzten aber kaum Impulse für ein wirtschaftliches Wachstum in der Land- oder Weinwirtschaft. Der Weinanbau überlebte nur auf Weinbergen adliger Höfe und Ordensklöster, Handel und Produktion sanken dramatisch und die Qualität blieb nur noch Erinnerung. Italien bestand damals aus vielen Einzelstaaten, so dass von einem italienischen Wein nicht die Rede sein konnte. Hinzu kam, dass durch die vielen Staaten auch unterschiedliche Zölle, Abgaben, Münzen, Gewichte und Maße den Handel erschwerten.
Zwischen dem 11. und 14. Jahrhundert wurde das Land politisch und wirtschaftlich stabiler, besonders Oberitalien eine wichtige europäische Region (Genua, Venedig, Verona). Die Bevölkerung verdoppelte sich auf 7 bis 8 Millionen Einwohner. Italienische Händler handelten erstmals mit Luxusgütern, auch mit süßen Weinraritäten aus Kreta, Zypern oder der Ägais. Florenz wurde wichtiger Handelsplatz in Europa. Die reichen Kaufleute der einflussreichen Städte waren Abnehmer feinen Weins und guter Wein wurde als Wohlstand betrachtet. Bank- und Kaufmannsdynastien (Antinori, Barbi, Frescobaldi) kauften geeignetes Land und wurden Winzer und Weinhändler. Bereits im 13. Jahrhundert war Wein die gewinnträchtigste Feldfrucht des mittelalterlichen Italiens. Über die Grenzen ihrer Region hinaus bekannt waren der Vino Nobile aus Montepulciano, der Weiße aus San Gimignano und der Süße aus Orvieto. Die Qualität der Weine dieser Zeit veränderte sich. Aus enorm dichten und konzentrierten Weinen mit hohem Alkoholgehalt und enormer Süße, die größtenteils nur mit Wasser verdünnt genießbar waren, wurden bessere Qualitäten, die nun auch unverdünnt getrunken wurden. In dieser Zeit wurden erstmals Rebsorten wie Trebbiano, Garganega, Barbera und Nibiol (=Nebbiolo) erwähnt und der erste trockene Vermiglio (Vignamaggio, Montefiorelle), wahrscheinlich der Vorgänger des Chianti, produziert. Im 17./18. Jahrhundert verloren sich die Märkte erneut, fremde Mächte (Habsburger und Bourbonen) beherrschten das Land. Der europäische Handel verlagerte sich vom Süden in den Norden, vom Mittelmeer zum Atlantik. Erstmals seit 2000 Jahren war das heutige Italien nicht mehr Zentrum, sondern Randgebiet/ Peripherie für Gewerbe und Handel in Europa. Während dieser Zeit, genau 1716 erließ der toskanische Großherzog Cosimo III. die ersten Weingesetze. Diese galten für das Chianti und dessen Umgebung, denn der Chianti war kostbar und musste geschützt werden. Vielleicht das erste Weingesetz in der langen Geschichte des Weins.
Ab 1816 konnte man wieder von einem einheitlichen Italien sprechen. Trotz dieser Stärkung bestimmten klimatische Katastrophen und Veränderungen Anfang/Mitte des 18. Jahrhunderts den Weinbau Frankreichs, Deutschlands, Norditaliens, Englands und Schottlands. Dies veranlasste viele italienische Winzer resistente und ertragsreiche Sorten anzupflanzen: Bombino bianco, Verduzzo und Trebbiano. Überwiegend wurden süße Weine produziert (Orvieto, Barolo) sowie Weine wie Verdicchio oder Frascati. Die heute so angesehenen Weißweine aus Südtirol, Venetien oder dem Friaul waren unbedeutend und den Brunello aus Montalcino gab es noch nicht.
Anfang des 20. Jahrhunderts beherrschten die französischen Weine den Markt Europas. Außer Toskana und Piemont produzierten die Regionen einfachste Weine, die als Fassweine über die Grenzen flossen, meistens verlangt von Gastarbeitern im nördlichen Europa, in den USA oder in Südamerika. Argentinien z.B. war nach dem 2. Weltkrieg Hauptabnehmer des heute so teuren Barolos. In Italien gab es kaum Interesse für ausländische Weine. Wein war flüssiges Lebensmittel ohne besondere Aufmerksamkeit. Man trank den Wein der Region und war damit zufrieden. Es gab nur wenige Flaschen- oder Gutsabfüllungen, denn der gekaufte Wein kam aus dem Fass. Die Entwicklung der Flasche als Weinbehältnis, als individuelle Abfüllung war bis Mitte des 20. Jahrhunderts unpopulär. Mit der Einführung des DOC-Systems (Denominazione di Origine Controllata) 1963, aufgrund des Einflusses der EG, verbesserten sich Italiens Weine enorm und genießen heutzutage internationales Ansehen. Wirtschaftliche und politische Stabilisierung, eine gesunde Exportnachfrage (Berge und wenig schiffbare Flüsse erschwerten von Anfang an den Inlandshandel. Das Meer um Italien gestattete aber immer einen günstigen Seetransport und stellte somit die Weichen für eine erfolgreiche Ausfuhr), gezielte Investitionen in Weinberge und Keller, ein wachsender Tourismus und ein perfektes Marketing (Flair, Name, Preis) machten italienische Weine bis heute zu Verkaufsschlager: Frascati, Lambrusco, Asti Spumante, Prosecco, Pinot Grigio, Vernaccia di San Gimignano, Amarone della Valpolicella, Vino Santo oder die Vino di Tavola-Weine und/oder die Super Tuscans. Einer der berühmtesten, der Brunello di Montalcino, wurde dann ab 1888 produziert. Barolo und Barbaresco, nicht minder angesehen, kamen ebenfalls in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts als trockene Weine auf den Markt. Älterer Abstammung sind der Chianti, der Vino Nobile di Montepulciano und der Vernaccia di San Gimignano, wobei der Chianti den größten internationalen Erfolg verbuchen konnte.

PRODUKTION:
Bis 1950 bestand in vielen Regionen eine Mischkultur. Wein fügte sich in die anderen landwirtschaftlichen Produkte ein. Heute betreiben 40% der landwirtschaftlichen Betriebe auch Weinanbau. Italien gehört mit 301.300 qkm Fläche nicht zu den Top-Ten-Ländern Europas, ist aber das vielfältigste Weinland der Welt was Rebsorten, Klima, Bodenbeschaffenheit und Kultur betrifft. Seit der 1970/1980er Jahre gehört Italien zu den Giganten in der Weinwelt. Zusammen mit Frankreich ist es das produktionsstärkste Weinanbauland der Erde. Heute produzieren 2 Millionen Erzeuger, 340.000 Kellereien und 45.000 Abfüller ca. 46 bis 49 Millionen Hektoliter Wein oder ca. 6.000.000.000 Flaschen. Zur Erntezeit, zwischen September und Oktober, d.h. zur Lese und Vinifizierung, sind eine Millionen Menschen im Weinbau tätig.
Um die Weinüberschüsse der letzten 20 bis 30 Jahre abzubauen, hatte die EU nicht nur die Destillation von Wein verfügt, sondern auch die Anlage neuer Rebgärten verboten und den Winzern Prämien für die Rodung von Rebstöcken bezahlt. Dadurch schrumpfte Italiens Rebfläche von 1.227.000 ha im Jahre 1980 auf jetzt ca. 790.000 ha, während die Erzeugung von 84 Millionen Hektolitern auf heute 45 Millionen Hektolitern sank. Letzteres ist allerdings auch mit einem veränderten Konsumverhalten der Italiener zu begründen, der Pro-Kopf-Verbrauch sank in den letzten 30 bis 40 Jahren von 110 Liter auf unter 50 Liter. Wichtigste Abnehmer italienischer Weine sind Deutschland, USA, Großbritannien, Schweiz, Kanada,, Dänemark, Japan, Schweden, Frankreich, Norwegen, Holland, Belgien, Russland und Österreich.

KLIMA:
Aufgrund der enormen Nord-Süd-Ausdehnung Italiens (1200 km über 10 Breiten-grade) kann man nicht von einem einheitlichen, sondern von einem vielschichtigen Klima sprechen. Die Alpen und der Apennin als Wetterscheiden, zahlreiche Flüsse und Seen sowie das Mittelmeer (Adria, Ionisches Meer, Riviera und Thyrennisches Meer) prägen das Klima Italiens. Der Apennin verläuft von der französischen Grenze im Nordwesten bis zur Fußspitze des italienischen Stiefels in Kalabrien. Die Weingärten liegen an den Berghängen zum Teil bis zu 1000 Meter Höhe über NN. Allgemein kann man sagen das Ober(Nord)italien ein kontinentales Klima besitzt, Mittel- und Süditalien dagegen ein mediterranes. Die besten italienischen Weinregionen zeigen durchschnittliche Temperaturen von 12° bis 16°, haben ausreichende Niederschläge (Schnee und Regen) in den Wintermonaten und weisen warme bis heiße Sommer mit Sonne bis in den späten Herbst auf.

WEINBAUREGIONEN:
Italien ist in 20 politische Regionen eingeteilt, die fast identisch mit den Weinregionen sind: Abbruzzen, Apulien, Aostatal, Basilikata, Emilia-Romagna, Friaul, Kalabrien, Kampanien, Latium, Ligurien, Lombardei, Marken, Molise, Piemont, Sardinien, Sizilien, Südtirol, Toskana, Trentino, Umbrien, Venetien. Diese 20 Regionen sind sauber in 477 klassifizierte Anbaugebiete eingeteilt, in 316 DOC und 41 DOCG-Regionen sowie 120 IGT-Gebiete.

WEINBEREITUNG:
Italien investierte erst spät in eine moderne Weinbereitung. Heute gehören dank großer Innovationen und Investitionen, viele italienische Kellereien zu dem modernsten Europa und moderne Technik wie Abfüllanlagen gehören zu den Exportschlagern italienischer Industrie. Holzbottiche, Zement- und Betontanks sind aus den Kellern verschwunden. Ovale, auch aufrecht stehende Fässer mit 100 bis 150 hl Fassungsvermögen werden kaum noch eingesetzt und sind den 15 bis 50 hl Eichenfässern gewichen. Slowenische Eiche, Kastanienholz aus Sardinien und der Basilikata (typischer Mandelbitterton) wurden gängig, später besonders für den Ausbau von Barbera und Sangiovese. Moderne Barriques und größere Fässer aus französischer Eiche kamen zum Einsatz, auch durch den verstärkten Anbau internationaler Rebsorten wie Merlot, Cabernet Sauvignon, Cabernet Franc, Syrah, Chardonnay und Sauvignon Blanc. Bei der Weinproduktion sind heute Temperaturregelung, Abbeeren (Tannine), Umpumpen statt Untertauchen, verkürzte Gär-/Maischezeiten, niedrigere Gärtemperaturen bei Weißweinen, Vergären ohne Schale, Filtrieren selbstverständlich und führten zu sauberen, frischen, leichten und lagerfähigen Weinen.

REBSORTEN:
Italien besitzt ca. 2.000 Rebsorten. Eine enorme Vielfalt, die gleichzeitig Hinweis auf eine sehr alte Kultur quer durch das gesamte Land ist. Viele Sorten sind griechischen und römischen Ursprungs. 400 Sorten sind offiziell zugelassen. Von den 20 meistangebauten Sorten, werden auch die wichtigsten italienischen Weine produziert. Die in ihrer Menge am häufigsten weißen Rebsorten sind Trebbiano, Cataratto, Glera, Malvasia, Regina, Chardonnay, Garganega und Mantoni bianco. Die wichtigsten roten Rebsorten sind Sangiovese, Barbera, Merlot, Montepulciano, Negroamaro, Primitivo, Nero d´Avola, Cabernet Sauvignon, Aglianico und Nebbiolo.

KLASSIFKATION:
In Italien gibt es verschiedene Gesetze und Vorschriften, die den Weinbau und die Weinproduktion regeln. Die wichtigste Regelung betrifft die Bezeichnung und Klassifizierung von Weinen. Das System zur Klassifizierung italienischer Weine basiert auf geografischen Herkunftsangaben und kann von der einfachen Tafelwein-Klassifizierung bis hin zu hochwertigen Qualitätsweinen reichen. Folgend die Klassifikationen, beginnend mit der hochwertigsten Stufe DOCG:

  • Denominazione di Origine Controllata e Garantita (DOCG): Die Bezeichnung DOCG wird für Weine mit besonders hohen Qualitätsstandards verwendet. Diese Weine müssen zusätzliche Anforderungen erfüllen und unterliegen strengerer Kontrolle als DOC-Weine.
  • Denominazione di Origine Controllata (DOC): Die Bezeichnung DOC wird für Weine verwendet, die in spezifischen geografischen Gebieten hergestellt werden und strenge Qualitätsstandards erfüllen müssen. Es gibt mehrere DOC-Gebiete in Italien, die für ihre charakteristischen Weine bekannt sind.
  • Indicazione Geografica Tipica (IGT): IGT ist eine Kategorie für Weine, die in bestimmten geografischen Regionen hergestellt werden, aber nicht die strengen Anforderungen für die DOC- oder DOCG-Klassifizierung erfüllen.
  • Vino da Tavola: Diese Kategorie bezeichnet Tafelweine, die keine spezifischen geografischen oder qualitativen Anforderungen haben.

Das italienische Weingesetz regelt auch Aspekte wie die Weinbereitungsmethoden, die Verwendung von Rebsorten und die Kennzeichnung von Flaschen. Es gibt auch Bestimmungen zur Kennzeichnung von Bio-Weinen und zur Kontrolle von Weinetiketten, um sicherzustellen, dass die Verbraucher korrekte und transparente Informationen erhalten.