Südtirol (Italien)
ALLGEMEIN:
Südtirol (Alto Adige) ist ein kleines Weinanbaugebiet in Norditalien. In seiner Nord-Süd-Ausdehnung ist es gerade einmal 100 Kilometer lang, allerdings mit dem Ruf hervorragende Weine zu produzieren. Das Südtiroler Anbaugebiet setzt sich aus drei Bereichen zusammen: Vinschgau, Eissacktal und Etschtal. Mit seiner Provinzhauptstadt Bozen ist es die nördlichste Weinregion Italiens. Obwohl der größere Teil der Erzeugung noch immer auf Rotwein entfällt, beruht die klassische Reputation Südtirols vor allem auf rassigem sortenreinem Weißwein. Allerdings hatte der Wein immer schon einen schweren Stand gegen Obstkulturen in diesem Gebiet, Südtiroler Äpfel genießen einen hohen Ruf in Italien.
GESCHICHTE:
Schon in der Eisenzeit erzeugte man in dem damaligen Rätien Wein. Als die Römer die Region eroberten, fanden sie einen florierenden Weinanbau und -handel vor. Auch hatte man hier ab 800 n. Chr. die ersten mit Metallreifen zusammengehaltenen Gefäße: Holzfässer mit einem Fassungsvermögen bis 10.000 Litern!
ANBAUGEBIET:
Der Vinschgau liegt westlich von Meran. Dieses Tal wird von der Etsch durchzogen, die bei Meran ihre West-Ost-Richtung verlässt und südlich durch das Etschtal in Richtung Bozen und weiter nach Trient fließt. Das Eissacktal nordöstlich von Bozen, ist bekannt durch seinen hoch frequentierten Brennerpass. Hier fließt die Eissack, mündet später in Bozen in die Etsch. Eissack und Etsch bilden hier ein Y: ziehen durch ihre Täler, treffen sich in Bozen und reichen entlang der Etsch bis zur südlichen Grenze zum Trentino. Die Weinberge im oberen Tal bei Brixen, sind die absolut nördlichsten Italiens. Der Schwerpunkt der Produktion liegt auf dem Etschtal, wo in Höhenlagen zwischen 200 bis 1.000 Meter über NN eine Vielfalt an Rebbestand herrscht.
TERROIR:
Die Rebflächen Südtirols nehmen ständig ab und liegen bei 4.850 Hektar. 90% der südtiroler Flächen befinden sich im Montana-Bereich, d.h. bei über 900 Metern, damit ungeeignet für den Weinanbau. Die Weingärten liegen im Schnitt sehr hoch, selbst das Flussbett der Etsch ist etliche hundert Meter über dem Meeresspiegel. Diese unterschiedlichen Höhenlagen und die Ausrichtung der Weinberge, dazu die lang gestreckten Täler, im Norden befinden sie sich im Einfluss der Alpen und im Süden im Bereich der warmen Winde vom Gardasee, führen zu sehr differenzierten Klimata und damit zu einer großen Palette eigenständiger Weine. Trotz der Höhe wird es tagsüber im Sommer äußerst heiß, wogegen die Nächte sehr kühl werden, das Optimale für sehr aromatische und feine Weine. Angenehm warme Herbsttage sorgen in klimatisch guten Jahren für eine perfekte physiologische Reife und einen hohes Mostgewicht.
PRODUKTION:
2010 wurden 29 Mio. Liter Wein produziert: 15,5 Mio. Liter Rot-/Roséwein, 13,5 Mio. Liter Weißwein. Davon waren immerhin 26 Mio. Liter DOC/DOCG-Weine – also eine italienische Hochburg für Qualitätsweine. Bei den Rotweinen unterscheidet man in hellrote Weine (85%, allein 45% Vernatsch) und dunkle Rote (15%). Schaumweine spielen keine wichtige Rolle in Südtirol. Produziert werden Südtirols Weine überwiegend von Genossenschaften (70%), des Weiteren von Winzern und Privatkellereien. Die Genossenschaften in Südtirol profitieren von einer Vielzahl von Winzern/Genossen (bis zu 300 bis 350), die in der Lage sind aufgrund langer Tradition und Erfahrung hervorragendes Traubengut zu ernten. Südtirols Weine kann man in drei Qualitätskategorien einteilen:
- Basisweine/einfache Linie (können von unterschiedlichen Lagen kommen)
- Lagenweine (nur von der auf dem Etikett genannten Lage/Hof)
- Cuvées/Prestige-Weine (von mehreren nur den besten Lagen; von perfektem Traubengut)
VINIFIKATION:
Das Besondere an südtiroler Qualitätsweißweinen ist, dass ein eventueller Ausbau traditionell in großen Holzfässern geschieht und sich dadurch komplexere Weine im Glas präsentieren und dass viele Winzer ihren Weißen der malolaktischen Gärung (biologischer Säureabbau) unterziehen, damit zeigen sich diese oft harmonisch, balanciert und cremig mit viel Schmelz.
REBSORTEN:
In Südtirol findet sich eine große Vielfalt verschiedener Rebsorten. An vorderster Stelle liegen allerdings die autochthonen Sorten Vernatsch (auch Trollinger oder Schiava) und Lagrein. Weitere rote Rebsorten sind Blauburgunder, Merlot, Cabernet Sauvignon und Cabernet Franc. Die meist angebaute weiße Rebsorte ist der Weißburgunder vor Chardonnay und Pinot Grigio. Es finden sich zudem aromatische Rebsorten wie Gewürztraminer, Rosenmuskateller, Goldmuskateller und Sauvignon in den Portfolios der Winzer und der Genossenschaften. Des Weiteren werden Müller-Thurgau, Silvaner und Riesling angebaut.