Albariño

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Spaniens uralte, weiße Rebsorte. Albariño ist eine weiße Rebsorte, die vor allem im Nordwesten Spaniens, in Rias Baxas angebaut wird. Ihr sagt man eine gewisse Verwandtschaft mit dem deutschen Riesling nach. (Ihren Namen könnte man grob als „Weißer vom Rhein“ übersetzen). Ungesicherten Informationen zufolge (die man getrost ins Reich der Legenden verbannen darf) ist diese Sorte zwischen dem 11. und 13., wahlweise 15. Jahrhundert von Zisterziensermönchen aus Deutschland oder Frankreich auf dem Jakobsweg nach Galicien gelangt. Daher lag eine angebliche Verwandtschaft zum Riesling natürlich nahe. Eine andere These sieht enge Verbindung zu Sauvignon Blanc, Pinot Blanc, ja sogar Petit Manseng. Fehlanzeige, was sich in DNA-Tests herausstellte. Eindeutige Erkenntnisse liegen bisher nicht vor, allerdings erscheint die Verwandtschaft zu Malvasia Fina am wahrscheinlichsten, auch wird die Abstammung vom alten Traminer diskutiert.

Die hochwertige und überaus originelle weiße Rebsorte wird viel in Nord-Portugal (Minho) angebaut, wo sie (als Alvarinho) neben Loureiro das Rückgrat der Vinho Verde-Produktion bildet, und auch am Douro bringt sie bemerkenswert hochwertige und charaktervolle Weißweine hervor, deren Frische und Präzision nachhaltig beeindrucken. In Spanien dagegen wäre Albariño in den 1980er beinahe aus dem Rebkataster verschwunden. Spanien hätte es im Rausch des Modernismus fast verschlafen, neben den vielen Merlots, Cabernets, Syrahs, Chardonnays und Sauvignon Blancs, die Spaniens schnelle Weinszene verseuchen, seine größte weiße Rebsorte zu regenerieren. Heute liegt das Zentrum des Albariño-Anbaus im nordwestlichsten Zipfel Spaniens in der D.O. Rias Baixas. Fjordähnliche Flußmündungen mit tief ins Landesinnere schneidenden Meeresarmen prägen die fruchtbare Landschaft Galiziens, nördlich des Flußes Miño. Hier hat sich Albariño an das spezifische Klima perfekt angepasst. Inzwischen wird Albariño immerhin wieder auf 1.300 Hektar angebaut.

Der Rebsorte behagt das feuchte Klima. Ihr reicht die Sonneneinstrahlung, um von Natur aus geringe Erträge zu liefern. Sie produziert kleine, kugelrunde Beeren mit mittel bis dicker Haut, die sie auf natürliche Weise vor Schimmel- und Fäulnisbefall im feuchtwarmen Klima schützen, und ihre Beeren bilden dreieckige feste Trauben, die nur 100 bis 150 g schwer sind. Albariño ist eine typische Cool-Climate-Sorte (obwohl sie sich auch in wärmeren Gefilden wohlfühlt). Besonders ist auch das Terroir von dem die besten Albariños stammen: Granit. Das größte Anbaugebiet liegt im Val do Salnés, wo entlang des Umia-Flusses angeschwemmtes Material auf Granitböden liegt. Von dort kommen die mit Abstand besten reinsortigen Albariños, die zu den teuersten Weißweinen Spaniens gehören. Albariño ist seit geraumer Zeit extrem im Kommen, allerdings war er schon immer da – während der Renaissance wurde der Wein schon nach Deutschland exportiert.

Oft lassen Image und Qualitätsprofil der Rebsorte aber zu wünschen übrig, weil zu viele müde, schlabbrige, gezielt in der Säure gekappte Versionen den Markt überschwemmen. Die Konzessionen an den Geschmack der Masse (Madrileños), die es gewohnt ist, im Sommer eher säurearme oder durch malolaktischen Säureabbau weich gemachte Weißweine zu trinken. Das Geschmacksprofil vieler Albariños wurde deformiert. Ein guter Albariño ist ein merkwürdig saftiger, von weicher Säure durchzogener knochentrockener, fast ein wenig salzig schmeckender Weißwein, der in seiner bestechenden Frische an Riesling oder Ribolla erinnert. Sein faszinierend kühler Geschmack wirkt animierend straff, frisch, kraftvoll und dicht zugleich. Mit einem erfrischendem Hauch grüner Äpfel im Duft, Spuren von Zitrusnoten und reifem gelbem Pfirsich. Guter Albariño verführt mit einer trotz aller trockenen Frische, die an die salzige Gischt an einem windigen Tag am Meer erinnert. Einer fast cremig wirkenden Textur im Mund, die in der Welt der Weißweine einzigartig ist und im Gedächtnis bleibt. In puncto Aroma kann es Albariño leicht mit anderen Sorten wie Viognier oder Gewürztraminer aufnehmen: exotisch, hypnotisierend, mit Duftfacetten, die überraschen. Mehr und mehr experimentieren Winzer mit der Gärung und Reifung in Barriques. Erstklassige Albariños kommen aber nicht nur aus Spanien oder Portugal. Seit 1996 findet man die Rebe auch in Nordkalifornien. Dort hat man die Sorte als bestens geeignet für das dortige Klima und die vulkanischen Böden entdeckt. In den kommenden Jahren wird man also Albariños aus dem kühlen Norden der amerikanischen Westküste auf dem Markt finden. Albariño ist eine der spannensten weißen Rebsorten der Welt, die es lohnt, sich näher mit ihr zu beschäftigen.

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