Piemont (Italien)
Piemont ist die größte italienische Region. Aufgrund seiner Geschichte und seines Renommees ist es eine der großen Weinbauregionen Italiens. Nach mengenmäßiger Produktion steht das Gebiet erst an sechster Stelle der 20 italienischen Anbaugebiete. Tradition, Fachkönnen und Achtung vor den einheimischen Rebsorten in ihrem altbewährten Habitat findet es nur in den privilegierten Weinbaugebieten Frankreichs seinesgleichen. Der Weltruf gründet sich auf die großartigen Rotweine: vor allem Barbaresco und Barolo.
TOURISMUS: Diese nordwestliche Region mit der Hauptstadt Turin ist eher ein Industriegebiet mit hohem Lebensstandard, nicht unbedingt das Urlaubsziel für Italien-Reisende. Allerdings wird oft vergessen, dass das Piemont einen außerordentlich gut organisierten Weintourismus besitzt z.B. die Langhe- und Monferrato-Hügel, die bezaubernden Städte Alba und Asti, die kurzen und gut ausgebauten Verbindungen nach Mailand, Genua oder Turin, die unzähligen Weinstraßen durch die Weinberge, zu den Weingütern, Probierstuben und Weinmuseen. Neben dem weißen Trüffel, der ausgezeichneten traditionellen piemontesischen Küche glänzt wie gesagt die Region mit seinen Rotweinen und mit den seit Jahren perfekt vermarkteten Asti Spumante. Neben Wein und Trüffel sind vor allem Wermut, Reisanbau (risotto), Landwirtschaft (Schafs- und Rinderzucht) und die Walnussproduktion (in den Ebenen) von erwähnenswerter Bedeutung.
ANBAUGEBIET: Das im buchstäblichen Sinne "am Fuß der Berge" (frz. piè de monte). gelegene Piemont ist im Norden und Westen von den Alpen geprägt. Sie bilden die Grenze zur Schweiz und zu Frankreich. Gegen Süden hin stößt das Gebiet an den Apennin, der es von Ligurien abgrenzt. Wein wird beiderseits des breiten oberen Po-Tals im Wesentlichen in fünf Bereichen angebaut: um Ivrea (Carema, Erbaluce di Caluso), in den Provinzen Vercelli und Novarra (Gattinara, Ghemme, Sizzano, Faro, Boca, Bramaterra, Lessona), um Gavi, im berühmten Monferrato und nicht zuletzt im Bereich Langhe im Südwesten um Alba.
GESCHICHTE: Bis ins 19. Jahrhundert waren viele der heutigen piemontesischen Weinmacher Bauern. Sie bauten auf dem fruchtbaren oft lehmigen Boden Gemüse und Getreide an, hielten sich Schweine und Kühe und verstanden es auch mit Reben umzugehen. Den Großteil der geernteten Trauben verkauften die Weinbauern an Kellereien, die es verstanden Wein zu machen. Der Bauer in der Langhe ist zuerst Winzer und dann Kellermeister, heißt es noch heute aus dem Munde traditioneller Winzerfamilien. Allerdings haben es die Weinbauer gelernt aus Ihren Trauben Wein von höchster Qualität zu machen. Mehr und mehr entstanden eigene Kellereien, gerade in der Mitte des 20. Jahrhunderts.
KLIMA: das Klima wird stark beeinflusst von den Flüssen Po und Tanaro, den Vorbergen der Alpen sowie von den Ausläufern des ligurischen Apennin. Heiße Sommertemperaturen (oft höher als im Bordeaux), feucht-neblige Herbstmorgen, ausreichende Niederschläge, dazu oft sehr kalte Wintertage und die Höheunterschiede der Lagen von 150 bis auf 800 m zeichnen die Verschiedenheiten der Rebsorten und Ihre Qualität. Alba liegt beinahe genau auf dem Breitengrad wie Bordeaux, zeigt aber deutlich extremere Werte im Sommer u. Winter
BODEN: Piemont ist zwar eine kleine Weinanbauzone aber doch so verschieden, dass sich dies auch in den Bodenbeschaffenheiten ausdrückt, d.h. an dem mehr oder weniger fortgeschrittenen Verwitterungszustand des Untergrundes. Die Konzentration der Mineralien ist nicht gleich, stark kalkhaltige Mergelböden zeigen hohe Mangan- und Magnesiumwerte, andere sind mit hellem Sand durchmischt oder hin zur Talsohle gibt es beinah fruchtbare Lehmböden – weniger geeignet für hohe Qualitäten. Alle Böden zeigen allerdings hohe Anteile von Ton, dies für die Säure in der Traube verantwortlich ist.
KLASSIFIKATION: Das Piemont besitzt 57.487 ha Weinanbaufläche und liegt auf dem sechsten Platz in Italien. Jährlich werden knapp unter 3 Millionen hl Wein produziert, ca. 50% davon sind DOC- und DOCG-Weine. Trauben, Gemarkungen, Alkoholgehalt, Mindest- und Maximalerträge, Reifezeit im Keller oder Höchstmengen bei Jahrgangsverschnitten sind die wichtigsten Kriterien der DOCG. Das Piemont bzw. der Barolo und der Barbaresco gehörten zur ersten Gruppe von Qualitätsweinen, denen im Jahre 1980 das Recht zugesprochen wurde die kontrollierte und garantierte Herkunftsbezeichnung DOCG zu tragen. Piemonts Qualitätsweine sind sauber (und in Italien einmalig) in heute 52 DOC bzw. DOCG Bereiche (mit 70 verschiedenen Weintypen) geordnet. Dazu kommen gebietsübergreifende DOC-Piemonte, Langhe und Monferrato, die einige vini da tavola auffangen sollen. Damit ist das Piemont eine der unerschöpflichsten Quellen für Italiens Qualitätsweine.
REBSORTEN: Die wichtigsten weißen Rebsorten sind Moscato, Cortese, Arneis, Favorita, Chardonnay, Sauvignon blanc und Gewürztraminer. Bei den Roten sind es Nebbiolo, Barbera, Dolcetta, Grignolino, Freisa, Grignolino, Ruché und Pelaverga. Meist angebaute Rebsorten sind Barbera und Dolcetto in Rot, Moscato in Weiß.