Umbrien (Italien)

ALLGEMEIN:
Die Region Umbrien liegt im Herzen Italiens umgeben von Latium, den Marken und der Toskana. Ihre Hauptstadt ist Perugia. Umbrien ist ein sehr gebirgiges und hügeliges Land und nur 6% ihrer Fläche sind Ebenen. Wie viele Regionen Italiens wird auch Umbrien vom Apennin durchzogen, immerhin erreichen die höchsten Erhebungen beinahe 1400 Meter. Das landschaftliche Bild ist geprägt von Flüssen, wie der Tevere (Tiber), der Topino, der Clitunno, der Nera, der Paglia oder der Chiani sowie von etlichen Seen, wobei der Lago di Corbara und der Lago di Trasimeno (Trasimenischen See ) größte Ausdehnungen zeigen. Das mittel-italienische Gebiet besitzt keine Küsten, wie die drei Nachbarregionen. Von der Ausdehnung und Bevölkerungsdichte ist die Umbrien die viertkleinste Region Italiens. Es ist auch kein homogenes Anbaugebiet. Es besteht aus zahlreichen Unterzonen, die mikroklimatisch völlig unterschiedliche Voraussetzungen bieten. Die einzelnen DOCs sind keine Herkunftsgebiete im engeren Sinne, sondern Sammelbecken für alle möglichen Rebsorten, Geschmacksrichtungen und Trends.

GESCHICHTE:
Umbrien hat eine uralte Weintradition, die schon in der vorrömischen Zeit begann. Die Etrusker und die Namen gebenden Umbrier kultivierten Reben, tranken und handelten mit Wein. Archäologische Funde und über 3000 Jahre alte, mühsam in die Vulkanfelsen getriebene Weinkeller sind dafür historische Zeugen. Als die Römer in diese Gegend kamen begeisterten sie sich für die Weine, die sie vorfanden: wenige Rote und Rosés, größtenteils waren es Weißweine, die in Mischkultur mit anderen Pflanzen angebaut wurden. Im Mittelalter hatten die süßen Weine aus Orvieto ihren Ehrenplatz an der päpstlichen Tafel und man schätzte die Milde und die robuste Frucht des roten Sagrantino über die Region hinaus. Danach bis in die Neuzeit kam es zu einem Stillstand im Weinanbau und erst in der 1950er begannen Winzer auf sich Aufmerksam zu machen. In den 1990er entstanden einige hochwertige Weine, in vielen Fällen dank der Initiative toskanischer Investoren (Antinori, Lamborghini) und Önologen. Allerdings folgten sie, was die Rebsorte und das geografische Ursprungsgebiet angeht, keinem erkennbaren Muster. Weine von klassischen Rebsorten wie Sangiovese, Sagrantino, Grecchetto oder Trebbiano verbesserten sich, aber viele der „neuen“ Weine wurden von Merlot, Cabernet Sauvignon, Pinot Noir und Chardonnay gekeltert.

TERROIR:
Geologisch und klimatisch zeigt Umbrien Ähnlichkeiten mit der Toskana. Es herrscht ein Mittelmeerklima mit Regen in den kalten Monaten und viel Sonne und Trockenheit in der Sommerzeit. Der Apennin, Flüsse, Seen und die tyrrhenische Küste nehmen Einfluss auf die klimatischen Bedingungen. Die Böden variieren sehr stark, die Gesteinsformationen stammen aus unterschiedlichen Epochen. Viele Weingärten besitzen kalkreichen Lehm- und Sandboden. Sehr gut gedeiht Wein an den Flanken der Westhügel von Montefalco und Torgiano, die dem mäßigeren tyrrhenischen Mittelmeerklima ausgesetzt sind sowie rechts und links des Tibers, der die richtige Feuchtigkeitsmenge garantiert.

PRODUKTION:
Der umbrische Weinbau ist für die italienische Landwirtschaft nur von geringerer Bedeutung, man steht immer im Schatten seines toskanischen Nachbarn. Die Weinanbaufläche ist mit ca. 16.000 Hektar (15. Stelle - 792.000 ha Italien gesamt) eher rückläufig und mit der produzierten Weinmenge von ca. 800.000 Hektoliter (40.000.000 hl Italien gesamt) steht man weit hinter den Giganten Venetien, Apulien, Sizilien oder der Emiglia Romangna. Umbriens Weinwirtschaft liegt auch heute noch in der Hand von Genossenschaften. Zugpferd der umbrischen Weine ist nach wie vor der weiße Orvieto und Orvieto Classico (Trebbiano, Toscano, Verdello, Grecchetto, Canailo Bianco), die trockenen Roten und die süßen Rotweinspezialitäten von der Sagrantino-Sorte aus Montefalco und der Rote aus Torgiano, in den 1970er von Giorgio Lungarotti auf Sangiovese-Basis entwickelt. Der in der Neuzeit bedeutendste önologische Berater Umbriens, Ricardo Cotarella, mit Sitz in Montefiascone/Latium, produziert auch in Umbrien Weine, sein wohl bekanntester ist der Vitiano, ein seit Jahren immer wieder verblüffender Tafelwein von gleichen Anteilen Merlot, Sangiovese und Cabernet Sauvignon. Legendäre und sehr gute Winzer und Kellereien mit langer Tradition gibt es in Umbrien genug. Immerhin erhielten sieben Weine die höchste Bewertung im Gambero Rosso im Jahre 2006. Dazu gehören: Lungarotti, Castello della Sala, La Carraia, Castello delle Regine, Arnaldo Caprai, Colpetrone, Tenuta Le Velette, Sportoletti, und/oder Palazzone.

KLASSIFIZIERUNG:
Nur ca. 17% der umbrischen Weine besitzen den DOC-Status bzw. die DOC-Qualität. Zwei Weine, der Montefalco Sagrantino und Torgiano Rosso Riserva, erhielten die DOCG-Klassifizierung. Der große Teil der umbrischen Weine werden als vino da tavola vermarktet. Die DOC- bzw. DOCG-Zonen in Umbrien sind:

  • Assisi (Mittelumbrien)
  • Colli Altotiberini (Nordumbrien, nördlich von Pergia, entlang des Tiberlaufs)
  • Colli Amerini (Südumbrien, westlich von Terni)
  • Colli del Trasimeno (Westumbrien, um den Lago di Trasimeno)
  • Colli Martani (Mittelumbrien, südlich von Torgiano)
  • Colli Perugini (Mittelumbrien, südlich von Pergia)
  • Lago di Corbara (Süd-Westumbrien, um den Lado di Corbara)
  • Montefalco (Mittelumbrien, innerhalb der Colli Martani)
  • Montefalco Sagrantino - DOCG (siehe oben)
  • Orvieto, mit Orvieto Classico (Westumbrien, nördlich und südlich von Orvieto)
  • Rosso Orvietano/Orvietano Rosso (siehe oben)
  • Torgiano (Mittelumbrien zwischen Torgiano und Perugia)
  • Torgiano Rosso Riserva - DOCG  

REBSORTEN:
Obwohl es heißt, dass umbrische Winzer sich reserviert gegen neue Rebsorten verhalten, ist diese Region doch ein Sammelbecken von heimischen, italienischen und internationalen Trauben geworden. Weißwein ist der meist produzierte Wein von Trebbiano (in Umbrien Procanico), Grechetto, Drupeggio, Malvasia, Verdicchio, Verdello, auch von Pinot Bianco, Pinot Grigio, Chardonnay und sogar Viognier. Kenner meinen, die umbrischen Weinberge sind prädestiniert für Rotweine, z.B. um Orvieto (deshalb in jüngster Zeit der Orvietano Rosso). Die wichtigste heimische rote Sorte ist die Sagrantino, aus der Toskana die Sangiovese, dazu Ciliegiolo, Merlot, Cabernet Sauvignon und vereinzelnd auch Gamay Perugino und Pinot Noir.