Sizilien (Italien)
Die Insel Sizilien mit der Hauptstadt Palermo ist mit 133.518 Hektar Rebfläche die größte Weinbau-Region Italiens. Zu Sizilien zählen auch die südwestlich liegende Insel Pantelleria und die nordöstlich gelegenen Liparischen Inseln. Sizilien ist mit ca. 420 Millionen Liter Wein im Jahr eine der produktivsten italienischen Weinbauregionen. Die DOC-Weine machen jedoch nur knapp drei Prozent der Gesamtmenge aus. Erst 2004 erfolgte die erste DOCG-Klassifikation (Cerasuolo di Vittoria).
GESCHICHTE: Die Griechen gründeten auf Sizilien ab dem 8. Jahrhundert v. Chr. einige Kolonien und nannten sie zunächst nach der dreieckigen Form Trinacria. Später gaben sie ihr nach dem Siculi-Bergvolk den endgültigen Namen. Sie brachten ihre Weinbau-Techniken und Reben mit, unter anderem die antiken Rebsorten Eugenia, Grecanico und Murgentina. Diese wurden später nach Mittelitalien gebracht und dort angepflanzt. Die Murgentina gedieh als „Pompejanische Traube“ besonders gut auf dem vulkanischen Boden an den Vesuv-Hängen in Pompeji und in der alten etruskischen Stadt Clusium (Chiusi in der Toskana). Die Städte Syrakus und Taormina (am Ätna) entwickelten sich rasch zu blühenden Weinhandels-Zentren. Dokumentarisch bezeugte Weinberge gibt es von der Siedlung Akragas (Agrigento) aus dem 5. Jahrhundert v. Chr. Sizilien spielte in der Entwicklung des italienischen Weinbaus eine wichtige Rolle. Im Zuge des zweiten Punischen Krieges wurde die Insel 212 v. Chr. eine römische Provinz, aber Jahrhunderte lang hauptsächlich als Kornkammer genutzt. Bei den von Plinius dem Älteren (23-79) erwähnten antiken Weinen scheinen zwei aus Sizilien zu kommen. Der erste ist ein Mamertinum aus Messina, der angeblich von Julius Cäsar (100-44 v. Chr.) geschätzt wurde. Der zweite ist ein Haluntium aus Syrakus, dessen Nachfolger der heutige DOC Moscato di Siracusa sein könnte. Vom 7. bis zum 9. Jahrhundert geriet Sizilien unter osmanische Herrschaft. Diese duldeten zwar den Weinbau, es wurden aber vorwiegend Rosinen produziert. Die Osmanen brachten die Kunst des Brennens mit. Dies wandten dann die katholischen Orden in großem Umfang an. Im Mittelalter war Korn das wichtigste landwirtschaftliche Produkt. Ab dem 14. Jahrhundert weiteten sich die Weingärten aus und sizilianische Weine wurden nach Oberitalien, Malta und Konstantinopel exportiert.
BESONDERHEITEN: Das besondere Merkmal und Spezialität der sizilianischen Weine in der Antike waren Süßweine, daran hat sich bis heute nichts geändert (Moscato di Noto, Moscato di Pantelleria, Moscato di Siracusa, Passito di Pantelleria). Gegen Ende des 18. Jahrhunderts erfand hier der Engländer John Woodhouse den wohl berühmtesten aller sizilianischen Weine – den Marsala.
TERROIR: Sizilien besitzt ein heißes Mittelmeerklima. 60% der Insel sind Hügelland, die restlichen 40% Flachland. An den Küsten ist es heiß und trocken, im höher gelegenen Inneren herrscht gemäßigtes Klima mit genügend Feuchtigkeit. Der Boden ist größtenteils vulkanischen Ursprungs, die Weingärten liegen in bis zu 900 Meter Seehöhe. Die Sonne ist keine Belastung für die Rebstöcke, sondern sorgt für volle Ausreifung der Trauben – grundsätzlich eine Voraussetzung für große Weine. Wichtig für Siziliens Weinanbau und das oft heiße und trockene Klima ist die Alberello-Reberziehung, die von den alten Griechen stammt. Die Rebstöcke wachsen ohne Stützen und Drähte niedrig und sehr dicht.
REBSORTEN: Rund dreiviertel der Rebfläche ist mit weißen Sorten bestockt, die wichtigsten sind Catarratto (mit 40%), Grillo, Inzolia und Trebbiano. Die häufigsten roten sind Nero d´Avola (Calabrese) und Nerello. Eine führende Stelle nimmt die Produktion von Tafeltrauben ein, dazu Grundweine für die Destillation oder einfache Verschnitte in rot, rosé und weiß. Es gibt ausgezeichnete IGT´s (Tafelweine), die in großen Mengen produziert werden.