Graciano

Graciano ist eine sehr alte, rote Rebsorte, die insbesondere auf der italienischen Insel Sardinien (hier Cagnulari genannt) verbreitet ist. Man vermutet, dass die Sorte während der spanischen Besetzung der Insel von dort importiert wurde. In Spanien ist sie unter dem Namen Graciano bekannt und hauptsächlich in der Rioja und Navarra zu Hause. Weitere Verbreitungsgebiete sind Italien, die französische Region Languedoc-Roussillon, Bulgarien, Argentinien, Brasilien, Tunesien und Algerien. Es wird angenommen, dass diese Rebsorte vor dem Einfall der Reblaus zu den wichtigsten Sorten im Ebro-Tal gehörte. Früher angenommene Verbindungen zur Rebsorte Mourvèdre haben sich als Irrtum herausgestellt. Heute vermutet man, dass die Cagnulari/Graciano-Rebe eine Mutation der Bovale Grande handelt. Gemäß DNA-Analysen ist die Graciano mit der im spanischen Jerez-Gebiet angebauten Tintilla de Rota sowie der portugiesischen Tinta Miúdai identisch. Ebenso gilt dies für die in Kalifornien und Australien kultivierte Xeres und die argentinische Graciana.

Graciano treibt und reift erst spät. Sie hat einen aufrechten Wuchs bei geringem Ertrag und ist anfällig für Mehltau, was sie weniger attraktiv für jeden Winzer macht. Die Beeren haben eine blauschwarze Färbung, sind rund und klein. Die Haut der Beeren ist hartschalig. Die Form der Trauben ist walzenförmig. Weiters sind sie geschultert und kompakt. Sie bevorzugt Ton-Kalk-Böden und mildes, feuchtes Klima, Wassermangel und große Hitze setzen der Pflanze zu. Die Weine sind dunkelrot, tannin- und extraktreich bei markanter Säure. Sie besitzen ein kräftiges Aroma, aber gleichzeitig nur ein zartes Bouquet und zeichnen sich durch lange Haltbarkeit und sehr gute Qualität aus. Oft wird sie im Verschnitt eingesetzt, mittlerweile versteht man es jedoch auch gute reinsortige Weine zu erzeugen. Unter den Bedingungen der Holzfasslagerung können Graciano-Weine zu großer Eleganz und Finesse reifen.

In Spanien ist sie in den DO Weinen von Gran Canaria, Monte Lentiscar, Navarra, Ribera del Guadiana, Somontano, Valle de Güímar, Valle de la Orotava und Ycodén-Daute-Isora zugelassen. Bevor die Rebsorte mit der DOCa-Klassifizierung von Rioja 1991 einen Aufschwung erfuhr, war sie vom Aussterben bedroht. In der Rioja dient sie als Verschnittpartner des klassischen Rioja und ist verantwortlich für dessen Alterungsvermögen. In Frankreich war sie früher unter dem Namen Morrastel in der Region Languedoc-Roussillon bis Mitte des 19. Jahrhunderts sehr beliebt, heute ist sie in nur mehr geringen Beständen vertreten. Auf Sardinien liegt der Bestand bei ca. 240 Hektar, in Spanien nach einer starken Verbreitung in den letzten Jahren wieder von 400 Hektar auf fast 1.000 Hektar. Die zahlreichen Synonyme lassen auf eine früher weite Verbreitung schließen. Dies sind zum Beispiel Bordelais, Graciano Tinto, Matarou, Minostrello, Monastel, Morastel, Morrastel, Perpignan. Es gibt Anzeichen für eine bevorstehende Renaissance: die exzellente Qualität der Graciano-Traube hat in letzter Zeit wieder mehr Winzer ermutigt, sich mit ihr zu beschäftigen.