Languedoc-Roussillon (Frankreich)
Gemeinsamer Name für die zwei aneinander grenzenden Weinbauregionen Languedoc und Roussillon im Süden Frankreichs an der Mittelmeerküste. Der große Bereich erstreckt sich in einer Länge von 200 Kilometern halbkreisförmig von Nimes im Osten, den südlichen Ausläufern des Massif Central, den Sandstränden am Mittelmeer bis an den Rand der katalanischen Pyrenäen an die spanische Grenze. Ein riesiges natürliches Amphitheater, das zum Mittelmeer offen ist – ein großer Kessel, bestehend aus Hügeln mit manchmal steilen Hängen, die bis ans Meer reichen und vier aufeinander folgende Zonen bilden. Die am höchsten gelegene Zone ist Bergland, mit alten Böden des Zentralmassivs. Die zweite Ebene ist das Gebiet der Soubergue und der Garrigue, der älteste Teil des Anbaugebietes. Die dritte Zone, eine recht gut geschützte Aufschüttungsebene, enthält nicht sehr hohe Hügel bis zu 200 Metern. Die vierte ist die Küstenzone, die von niedrig gelegenen Stränden und Strandseen gebildet wird.
KLIMA: Das mediterrane Klima hier im Süden Frankreichs wird vom Mittelmeer beeinflusst, mit oft sehr heißem und trockenem Sommer und mildem Winter. Die Niederschläge sind selten, ungleichmäßig und nicht optimal verteilt, Regen fällt überwiegend in der Winterzeit (600 bis 800 Millimeter/Jahr). Die Winde (Mistral) vom Land sind oft kräftig und trocknen das Land aus, während die vom Meer mildern und Feuchtigkeit mitbringen. Die Wachstumsphase der Beeren wird hier stark begünstigt durch eine hohe Lichtintensität und einer langen Sonnenbestrahlung (2500 bis 2750 Stunden /Jahr). Die Böden sind in einem solch großen Bereich äußerst unterschiedlich, beste sind Schiefer, Kalk, Sandstein und alte Schwemmlandböden.
GESCHICHTE: Auch in dieser Region ist der Weinanbau wahrscheinlich Griechen und Römern zu verdanken. Nachweislich legten die Römer 125 v. Chr. Weinberge im Bereich der heutigen Appellationen Corbières und Minervois an. 121 v. Chr. wurde nach dem endgültigen Sieg der Römer gegen die Kelten die Provinz Provinza gegründet (davon stammt der Name der heutigen Region Provence). Hauptstadt wurde Narbo Martius, das heutige Narbonne, von dessen Hafen Narbo der Wein über Land bis zur Garonne transportiert wurde und dann wieder auf dem Flussweg zu den Legionären nach Aquitanien in Südwest-Frankreich gebracht. Der südliche Teil Roussillon (Department Pyrénnées-Orientales) war bis 1642 Teil des Königreichs Mallorca. Angeblich haben in diesem Gebiet schon die Kelten (Gallier) Weinbau betrieben.
Dem Weinbau kam jahrhundertlang nur regionale Bedeutung zu und die Produktion war viel geringer als heute. Zum Ende des 20. Jahrhunderts mit dem Bau der Eisenbahn konnte Wein aus diesem Gebiet billig nach Paris und andere Städte im Norden Frankreichs gebracht werden. Das tägliche Glas Wein wurde zur Norm, das Languedoc wurde zu Frankreichs Weinreservoir. Die Quantität war alles. In den 1960er Jahren begannen sich die Winzer auf Qualität zu besinnen, denn der Weinverkauf in Frankreich ging zurück, gleichzeitig wurde die Konkurrenz anderer Länder stärker. Es entstand ein unverkäuflicher Überschuss billiger Weine, der noch heute besteht. Minderwertige Rebpflanzungen auf flachen, übermäßig ertragsreichen Land wurden gerodet, man konzentrierte sich auf Hanglagen.
PRODUKTION: Im 18. Jahrhundert entstanden neue Weinbaugebiete im Flachland. Mitte der 1980er betrug die Gesamt-Rebfläche noch rund 400.000 Hektar. Durch Rodungen speziell in den tief gelegenen Anbaugebieten sind es heute „nur“ mehr rund 260.000 Hektar. Damit steht statistisch gesehen aber immer noch jeder vierte französische Rebstock in diesem Bereich. Beinahe ein Drittel der Rebfläche Frankreichs ist auf diesen sonnigen, fruchtbaren Ebenen konzentriert. Mit diesem Umfang ist er damit auch eines der größten Weinbaugebiete der Welt. Die Gebiete Languedoc und Roussillon werden gemeinsam mit der Provence auch häufig als Midi bezeichnet. Die gesamte Doppelregion sowie Teile der Rhône umfasst der riesige IGP-Bereich Pays d’Oc. 80% dieser Weine werden hier produziert.
DEPARTMENTS: Die Departments Aude, Gard, Hérault und Pyrénées-Orientales bilden heute die vier departmentalen Bezeichnungen. Innerhalb dieser Departments gibt es Weine, die sich auf eine eingeschränkte Anbauzone beziehen, z.B. Vin de Pays de Cassan. Mehrere Bereiche erhielten als Dank für ihre Qualitätsverbesserungen in den 1980er den AOC-Status: Faugéres, St.-Chinian, Coteaux du Languedoc, Corbières, Minervois, Costières du Gard und Côtes du Roussillon.
ROUSSILLON: Dieses erstreckt sich um die Hauptstadt Perignan hinter der langen sandigen Küste als eine weite Ebene, in der Obst und Gemüse wachsen: Spargel, Erdbeeren, Aprikosen, Äpfel, Himbeeren, Kirschen, Birnen, Pfirsiche und natürlich Wein. Die Traube ist die meist angebaute Frucht mit 40% der Gesamtanbaufläche. Die Winzer im Roussillon erkannten schon sehr früh die Bedeutung von Qualitätsweinen, und erhielten 1977 den AOC-Status für Ihre Bemühungen. Wichtige Traube in diesem Gebiet ist die Sorte Carignan, die traditionell durch macération carbonique verarbeitet wird. Eine im Beaujolais übliche Methode, bei der ungepresst Trauben und Stiele vergoren werden, um Frucht und Geschmacksstoffe in höchstem Maße zu erhalten.
REBSORTEN: Wichtigste Rebsorten für die Rotweine sind Syrah, Grenache Noir, Mourvèdre, Carignan, Cinsault. Für die Weißweine: Grenache blanc, Marsanne, Roussanne, Viognier, Maccabeu, Bourboulenc, Vermentine, Picpoul und Muscat. Für die Vin de Pays/IGP-Weine: Merlot, Cabernet Sauvignon, Syrah, Chardonnay, Sauvignon Blanc.
LIMOUX: Der Crémant de Limoux wurde erst durch Erlass vom 21. August 1990 für diese Appellation anerkannt, mit ebenso strengen Herstellungsbedingungen wie für den Blanquette de Limoux (süß). Dieser Schaumwein wird immer nach der Traditionellen Methode von den Trauben Mauzac (sortenrein, aber mind. 90%) und Chardonnay und Chenin blanc vinifiziert.