Kalifornien (USA)

Kalifornien kann man als Mutterland des Weinbaus in den USA bezeichnen. Es trägt auch völlig zu Recht den Namen „Wine State”, denn Wein ist hier ein sehr bedeutender Wirtschaftsfaktor. Es ist mit 411.000 qkm der drittgrößte Bundesstaat der USA (Deutschland 357.000 qkm).

GESCHICHTE: Die Spanier führten im 16. Jahrhundert als erste europäische Rebsorte die Mission (Criolla) in Mexiko ein. Den Anfang in Kalifornien machten Franziskanermönche, die Mitte des 18 Jahrhunderts entlang der Küste in ihren Missionsstationen Weintrauben für den Messwein pflanzten. 1769 hatte der Franziskanermönch Junipero Serra bei der Gründung der Mission San Diego in Kalifornien den ersten Weinberg mit der Mission-Rebe angelegt. Hier gab es nicht die großen Schwierigkeiten wie an der Ostküste des atlantischen Ozeans, das trockene Klima verhinderte Pilzkrankheiten und die Rebstöcke gediehen prächtig. Wein wurde damals auf primitive Art und Weise hergestellt; ein Bericht gibt darüber Auskunft: Zwischen zwei Bäumen hing eine mit gestampften Trauben gefüllte Kuhhaut, in welcher die Gärung erfolgte. Ganz unten war ein Stopfen, den man zum Füllen eines Becher Weins einfach herauszog. Zumeist wurde der Mission-Wein zu Schnaps gebrannt und zum Spriten des Restweines verwendet. Um 1830 ließen sich die ersten weltlichen Winzer nieder und pflanzten erste importierte französische Reben, denn letztendlich hatte sich die Criolla als ungeeignet erwiesen: der Franzose Jean-Louis Vignes in der Nähe von Los Angeles. General Vallejo, der letzte mexikanische Gouverneur von Kalifornien (1846 selbstständig und 1850 zum 31. US-Staat) legte in Sonoma ein Weingut an und wurde der erste Weinbauer großen Stils. Im Jahre 1849 brach in Kalifornien das Goldfieber aus und in der Folge wurde Wein aus der Sorte Zinfandel zum beliebtesten Getränk der Goldgräber.
Der große Durchbruch wurde durch den Ungarn Agoston Haraszthy ab dem Jahre 1860 eingeleitet, der in Sonoma das Weingut Buena Vista Winery gründete und hunderte europäische Rebsorten einführte. In unmittelbarer Nachbarschaft gründete der Deutsche Jacob Gundlach ein Weingut, das 1973 unter dem Namen Gundlach-Bundschu reaktiviert wurde. Ein weiterer Pionier war der aus Preußen stammende Charles Krug, der 1861 in St. Helena im Napa Valley die Charles Krug Winery gründete und junge Winzer ausbildete. Der gebürtige Franzose Paul Masson wurde ab 1892 mit seinem Schaumwein berühmt und als „Champagne King of California” bezeichnet. Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts entwickelte sich eine vielfältige Weinkultur mit qualitativ hochwertigen Weinen aus zahlreichen europäischen Vinifera-Sorten. Um 1880 wurde von der University of California ein Weinforschungszentrum in Berkeley gegründet, aus dem später Davis entstand. Im Jahre 1890 wurde bereits eine Million Hektoliter Wein erzeugt. Die Reblaus-Katastrophe ab 1880 zerstörte viele Weingärten, aber sie wurden neu aufgebaut. Doch die Prohibition (1920-1933) brachte den totalen Niedergang der amerikanischen Weinkultur.
Erst in den 1950er bahnte sich eine Revolution an. Es begann mit kleinen Weinbau-Betrieben, die französische Eichenfässer sowie Chardonnay und Pinot Noir importierten und damit experimentierten. Für den Wiederaufschwung maßgeblich verantwortliche Pioniere waren Robert Mondavi, der 1966 seine erste Kellerei in Oakville im Napa Valley gründete, und Joe Heitz. Beide wurden vom Önologen André Tchelistcheff unterstützt. Die hohe Qualität kalifornischer Weine wurde auch durch das legendäre Paris Wine Tasting bestätigt.

LAGE: Kalifornien erstreckt sich zwischen dem 42° und 32° nördlichen Breitengrad. Die Weingärten sind weit über das Land verstreut, 1.500 Kilometer von der Nordgrenze bis nach Mexiko entlang der Küste zum Pazifischen Ozean. Es gibt mehr verschiedene Bodentypen als in allen anderen berühmten Weinbaugebieten dieser Welt. Alleine im nur knapp 50 Kilometer langen Napa Valley sind es über 30. Die wichtigsten Weinbaugebiete liegen auf derselben geographischen Breite wie Bordeaux, Südspanien und Süditalien.

KLIMA: Entlang der Küste verlaufen vom Norden bis kurz vor Los Angeles Küstengebirge. Im Westen wird Kalifornien von der Sierra Nevada begrenzt. Aufgrund seiner südlichen Lage und seines durch Gebirge vor Kälteeinbrüchen abgeschirmten Daseins besitzt Kalifornien mäßig warme bis sehr heiße Klimabedingungen. Dem relativ heißen Land gaben die Spanier den treffenden Namen Caliente Fornella (heißer Ofen). Besonders entlang der Küste aber wird die Sonnenwärme erheblich durch die kühlen Winde und Nebel des Pazifiks abgemildert. Zwischen April und Oktober gibt es kaum Niederschläge, sodass in vielen Weinbergen eine künstliche Bewässerung erfolgen muss. Allerdings profitieren die in den küstennahen gepflanzten Reben in ihrer Wachstumsphase von dem durch den kalten Meeresstrom entstehenden Küstennebel. Die Klimata in Kalifornien sind aber sehr unterschiedlich, sodass schon in den 1930er eine umfangreiche Analyse durchgeführt wurde. An der University of California in Davis wurde eine Einteilung in Klimazonen auf Basis eines so genannten Temperatursummensystems geschaffen und dann im Jahre 1944 als Klassifizierungs-System offiziell eingeführt. Als Basis dafür werden vom 1. April bis 31. Oktober alle Tages-Durchschnitts-Temperaturen gemessen. Es ist zu bemerken, dass die Niederschlagsmengen nicht berücksichtigt werden. Für jede Region werden Empfehlungen für Rebsorten, Unterlagen und Erziehungsformen ausgegeben. Die besten trockenen Weine werden in den Regionen I, II und III produziert, die Regionen IV und V sind vor allem für alkoholangereicherte Weine, Tafeltrauben und Rosinen geeignet. Es ist jedoch zu bemerken, dass dieses System nicht unumstritten ist.

PRODUKTION: Die Landwirtschaft ist der wichtigste Wirtschaftszweig Kaliforniens. Die Weinrebfläche umfasst rund 360.000 Hektar, davon werden 180.000 bis 225.000 Hektar für den Weinbau genutzt (die Werte schwanken in den einzelnen Quellen beträchtlich). Der Rest dient für die Produktion von Tafeltrauben und (weltweit führend) Rosinen. Die jährliche Weinproduktion beträgt 21 Millionen Hektoliter, das sind rund 90% der gesamten USA-Menge. Damit liegt Kalifornien hinter Frankreich, Italien und Spanien an vierter Stelle. Mitte des 20. Jahrhunderts gab es nur 25 Weinbaubetriebe, 2007 waren es bereits über 2.000. Jedoch erzeugen die 25 größten Produzenten immer noch 90% der Weinmenge.

WEINTYPEN: Es gibt die beiden Weintypen Varietal und Generic.
Varietal: Die Rebsortenweine machen den Großteil der Produktion aus. Sie müssen (seit 1983) mindestens zu 75% aus der angegebenen Rebsorte stammen (früher nur 51%). Qualitätsbewusste Produzenten bauen bis 100% sortenrein aus. Für Cuvées gibt es den speziellen kalifornischen Begriff Meritage.
Generic: Die Gattungsweine tragen eine Ursprungsbezeichnung. Wird ein County genannt, muss der Wein zu 75% von dort stammen. Bei Nennung einer AVA müssen es 85% und bei Nennung eines Weinberges bzw. Lage 95% sein. Die früher in großem Umfang übliche, aber unkorrekte Nennung von europäischen Herkunfts-Bezeichnungen wie zum Beispiel Burgundy, Chablis, Chianti, Sherry, Port und Rhine ist nun auf Grund des im Dezember 2005 zwischen der EU und den USA unterzeichneten Weinhandelsabkommens zumindest für neue Weinmarken nicht mehr zulässig.

REBSORTEN: Die Sortenvielfalt ist groß, es gibt auch eine Reihe von speziell für die kalifornischen Verhältnisse kreierte Neuzüchtungen. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden von der University of California umfangreiche Feld-Versuche gemacht, geeignete Unterlagsreben zu finden. Anfang der 1960er wurde dann von Davis empfohlen, die Unterlage AxR 1 in küstennahen Gebieten einzusetzen, was auch in großem Umfang erfolgte. Dies stellte sich als großer Fehler heraus, denn diese Unterlage war nur mäßig reblausresistent. Das Comeback der Reblaus erfolgte in den 1980er und verursachte riesige Schäden in den kalifornischen Weinbergen. Das war einerseits eine Katastrophe, bot andererseits auch die Chance, unerwünschte Bestände durch hochwertige Klone ausgewählter Sorten zu ersetzen. Knapp 40% der Weinrebflächen sind mit weißen und 60% mit roten Sorten bestockt. Der Chardonnay gelangte erst in den letzten 20 Jahren zur unangefochten führenden Position. Gefolgt von den weißen Sorten Colombard, Chenin Blanc, Sauvignon Blanc, Muscat d´Alexandrie, Pinot Gris und Riesling. Bei den roten Rebsorten ist der Cabernet Sauvignon an oberster Position. Es folgen Merlot, Zinfandel, Pinot Noir, Syrah, Rubired, Barbera, Grenache, Ruby Cabernet, Carignan und Petit Sirah.

REGIONEN: Kalifornien gliedert sich in fünf Regionen, die in politische Counties (Provinzen) unterteilt sind. Die Counties sind überwiegend in mehrere AVA´s (American Viticultural Areas) gegliedert. AVA´s können auch über die politischen County-Grenzen hinweggehen, zum Beispiel bei Wild Horse Valley (Counties Napa und Solano) und Los Carneros (Counties Napa und Sonoma) zu. Ende 2006 gab es 107 AVA-Bereiche. Die Regionen mit ihren Counties und deren AVA´s in Klammer:
 

  • CENTRAL COAST: Die Region umfasst rund 25.000 Hektar Rebfläche. Sie bildet einen 560 Kilometer langen Streifen vom Norden südlich der San Francisco Bay bis Los Angeles im Süden. Es gibt die beiden umfassenden AVA´s Central Coast und San Francisco Bay für Weine von Trauben mehrerer Counties. Die Counties mit ihren AVA-Bereichen sind Alameda County (Livermore Valley); Monterey County (Arroyo Seco, Carmel Valley, Chalone, Hames Valley, Monterey, San Bernabe, San Lucas, Santa Lucia Highlands); San Benito County (Cienega Valley, Lime Kiln Valley, Mount Harlan, Paicines, San Benito); San Luis Obispo County (Arroyo Grande Valley, Edna Valley, Paso Robles, York Mountain); Santa Barbara County (Santa Maria Bench, Santa Maria Valley, Santa Rita Hills, Santa Ynez Valley); Santa Clara County (Pacheco Pass, Santa Clara Valley, San Ysidro District) und Santa Cruz County (Ben Lomond Mountain, Santa Cruz Mountains).
  • CENTRAL VALLEY oder auch DELTA & INLAND: Der riesige Bereich umfasst 140.000 Hektar Rebfläche für Keltertrauben, sowie weitere 80.000 Hektar für die Tafeltrauben- und Rosinen-Produktion. Von hier stammen drei Viertel der kalifornischen Weinmenge. Die Counties mit ihren eher wenigen AVA´s sind Fresno County (Madera); Madera County (Madera); Sacramento County (Lodi); San Joaquin County (Lodi, River Junction, Tracy Hills); Siskiyou County (Seiad Valley); Stanislaus County (Diablo Grande, Salado Creek) und Yolo County (Capay Valley, Clarksburg, Dunnigan Hills, Merritt Island).
  • NORTH COAST: Die Region nördlich der San Francisco Bay umfasst 50.000 Hektar Rebfläche. Es gibt auch eine gleichnamige AVA für Weine von Trauben mehrerer Counties. Die Counties mit ihren AVA´s sind Lake County (Benmore Valley, Clear Lake, Guenoc Valley, High Valley, Red Hills - California), Humboldt County (Willow Creek), Mendocino County (Anderson Valley, Cole Ranch, Dos Rios, McDowell Valley, Mendocino, Mendocino Ridge, Potter Valley, Redwood Valley, Yorkville Highlands); Napa County (Atlas Peak, Chiles Valley, Diamond Mountain, Howell Mountain, Los Carneros, Mount Veeder, Napa Valley, Oak Knoll District, Oakville, Rutherford, St. Helena, Spring Mountain District, Stags Leap District, Wild Horse Valley, Yountville); Solano County (Solano County Green Valley, Suisun Valley, Wild Horse Valley); Sonoma County (Alexander Valley, Alexander Mountain, Bennett Valley, Chalk Hill, Dry Creek Valley, Knights Valley, Los Carneros, Northern Sonoma, Rockpile, Russian River Valley, Sonoma Coast, Sonoma County Green Valley, Sonoma Mountain, Sonoma Valley); Trinity County (Trinity Lakes, Willow Creek).
  • SIERRA FOOTHILLS: Die zwischen dem Central Valley und den Rocky Mountains liegende Region war das ehemalige Goldgräber-Gebiet während des Goldrausches. Im 19. Jahrhundert war dies das größte kalifornische Weinbaugebiet, bis dem die Reblaus ein Ende machte. Heute umfassen die Weinberge nur mehr 2.100 Hektar. Die gleichnamige AVA gilt für Weine von Trauben mehrerer Counties. Die Counties mit ihren AVA´s sind Amador County (California Shenandoah Valley, Fiddletown); El Dorado County (California Shenandoah Valley, El Dorado, Fair Play) und Yuba County (North Yuba).
  • SOUTH COAST oder auch SOUTHERN AREA: Die Region umfasst die subtropischen Counties südlich der Tehachapi Mountains. Es gibt die umfassende AVA South Coast für Weine von Trauben mehrerer Counties. Die Counties mit ihren AVA-Bereichen sind Los Angeles County (mit dem als Appellation definierten einzigen Weinberg Malibu-Newton Canyon); Riverside County (Cucamonga Valley, Temecula); San Bernardino County (Cucamonga Valley) und San Diego County (Ramona Valley, San Pasqual Valley).