Tannat
Die rote Rebsorte Tannat stammt wahrscheinlich aus den französischen Pyrenäen. Sie war fast in Vergessenheit geraten und auch heute nimmt der Anbau eher ab, aber es gibt noch genug Winzer, die sich mit sorgfältiger, moderner Kellertechnik dieser eigenwilligen und unverwechselbaren Rebsorte annehmen. Heute ist sie die Sorte des Baskenlandes in Südwestfrankreich. Die Sorte ist vor allem als Hauptbestandteil des AOC-Rotweines Madiran bekannt. Auch in weiteren AOC-Weinen, wie zum Beispiel in Cahors, Côtes de Saint-Mont und Irouléguy, ist sie zugelassen. In Südwest-Frankreich sind über 3.000 Hektar damit bepflanzt. Im 19. Jahrhundert wurde die Sorte von französischen Auswanderern in Uruguay und Argentinien eingeführt. Weitere Bestände gibt es u.a. auch in Australien, Brasilien, Italien und Kalifornien. Es gibt auch eine hellbeerige Spielart namens Tannat Gris. Synonyme sind Bordelais Noir, Madiran, Madiron, Tanat, Tannat Noir, Tannat Noir Femelle und Tanat Noir Male. Nach letzter DNA-Analysen sind die Rebsorten Baroque, Manseng Noir und Tannat genetisch sehr eng verwandt. Ebenso besteht eine verwandtschaftliche Beziehung zur Sorte Claverie, sowie eine auffallende Ähnlichkeit zur Sorte Malbec.
Die Trauben sind klein, dickhäutig, herb, farbintensiv, fruchtig, würzig, spätreifend und mit hervorstechenden Gerbstoffen. Gelingt es diesen Wein zu zähmen, den stark adstringierenden Geschmack zu mildern, dann lässt man ihn im Holz und weitere Jahre in der Flasche reifen. Gibt man ihm Cabernet Franc und Cabernet Sauvignon hinzu, wird er sinnlich, fleischig mit viel Kraft – für viele ein gewissermaßen stämmiger Bordeaux mit südwestlichem Akzent. Bei sehr jungem Wein steht das frische Aroma von roten und schwarzen Früchten (Kirschen u. Johannisbeere) diesem Tanningerüst gegenüber und lässt den Wein streng und übermächtig erscheinen. Zur Zähmung der Tannine hat man im Madiran die Mostoxidation entwickelt, d.h. man pumpt dem Most winzige Mengen Sauerstoff zu, um so die Polymerisation der Anthocyan- und Polyphenolketten zu beschleunigen. Die Gerbstoffe werden weicher, schmecken saftiger und reifen schneller. Die Gerbstoffe im Wein haben allerdings auch einen Vorteil. Chemische Analysen haben extrem hohe Mengen an Resveratrol ergeben. Seit der Veröffentlichung der Forschungsergebnisse von Roger Corder in der Wissenschaftszeitschrift „Nature“ gilt der Tannat als „gesündester Rotwein überhaupt“.