Verdicchio

Die Rebsorte Verdicchio ist einer der klassischen Weissweine Mittelitaliens und wird hier mindestens seit dem 14. Jahrhundert kultiviert. Ihre Heimat sind die Marken (Marche) und zwar in den beiden DOC-Bereichen Verdicchio die Castelli di Jesi, westlich von Ancona knapp 30 km von der Adriaküste und Verdicchio di Matelica, weiter landwärts sowie in den größeren Höhen, nahe der Grenze zu Umbrien. Die Verdicchio-Anbaufläche beläuft sich auf ca. 4.000 ha, wobei 2.300 ha in der Zone Castelli di Jesi liegen. Hier auf lehmhaltigen, kleinschotterigen Verwitterungsböden angepflanzt, entstehen die eleganteren Ausführungen. Fast 60% der Produktion der DOC Castelli di Jesi werden von Winzergenossenschaften beherrscht; während auf Handelshäuser drei Viertel der restlichen 40% entfallen. Privatweingüter haben sowohl mengenmäßig als auch in ihrem Einfluss auf den Markt nur geringe Bedeutung. Seinen Ruhm verdankt dieser Wein weitgehend den Bemühungen von Fazi-Battaglia, einer großen Handelsfirma mit ausgedehntem Weinbergbesitz, die bei der Vermarktung des Verdicchios Pionierarbeit leistete und noch heute ca. 20% der Produktion in der Hand hält. Man führte die Flasche als Amphorenform und das an eine Schriftrolle erinnernde Etikett ein, die anfänglich zu Anerkennung verhalfen, später das Image von Kitsch und mangelnder Seriosität trugen.

Wie viele andere Weissweine Mittelitaliens wurde auch der Verdicchio früher mit den Schalen vergoren, erhielt dadurch mehr Fülle und Ausdruck, allerdings auf Kosten der Delikatesse. Ebenso war die Governo-Technik üblich, um mit Kohlensäure eine kontrastierende Süße und eine belebende Spritzigkeit in den Wein zu bekommen. Heute entsteht der Verdicchio ohne Hülsenmaischung, sondern im modernen Stil im temperaturgeregelten Gärverfahren. Die Qualität der Wein wurde dadurch stark verbessert, d.h. sie erscheinen „korrekter“, allerdings auch weniger markant und eigen. Durch verbesserte Kellertechnik und Verringerung der Erträge steht das Potential der Sorte heute in einem anderen Licht: Mehr Extrakte, Balance und Struktur, voller Körper, Ausdrucksstärke und Erhaltung der typischen hohen Säure, die bei gleichzeitig hohem PH-Werten ausgeglichen wird und dem Wein eine angenehme Rundheit verleihen.

Verdicchio bringt relativ große Trauben mit mittelgroßen, gelb-grünen Beeren hervor, die ein dünne Schale haben und gegen Sauerfäule entsprechend anfällig sind. Sie wird überwiegend reinsortig gekeltert. Typisch für die Verdicchio-Weine sind die zitronenfrische Säure und der Bittermandelgeschmack. Gute Weine dieser Sorte können kräftig und spritzig frisch sein, ihre fruchtigen Aromen erinnern an reife Früchte wie Mango, Aprikose, Ananas, und Pfirsich, manchmal zeigen sich feine Noten von Nüssen, Honig, Fenchel, Salbei und elegante mineralische Nuancen und im Abgang klassisch die feine Bitternis der Mandelschale.