Mallorca (Spanien)
ALLGEMEIN:
Die seit 1983 autonome Region Balearen (Islas Baleares, Illes Balears) ist eine zu Spanien zählende Inselgruppe mit rund 15 Inseln im westlichen Mittelmeer mit über 5.000 Quadratkilometer Landfläche. Die vier Hauptinseln sind Mallorca, Menorca, Ibiza (Katalanisch: Eivissa) und Formentera. Politisch sind die Balearen in zwei Provinzen unterteilt: Gimnesias im Norden (Mallorca, Menorca, Cabrera); Pitiusas (Ibiza, Formentera) im Südwesten. Das Zentrum mit Mallorca liegt etwa 250 km östlich des spanischen Festlandes in der Höhe von Valencia. Mallorca ist die größte Insel der Balearen-Gruppe: 3.604 qkm Fläche (knapp 17x größer als Lübeck), Ost-West-Ausdehnung 98 km, Nord-Süd-Ausdehnung 78 km, Küstenlinie über 550 km, knapp 870.000 Einwohner. Hier befindet sich die Hauptstadt der Balearischen Inseln: Palma. Die Geschichte der Balearen war schon immer stark mit der Region Katalonien verbunden, deshalb wird hier heute (neben kastilisch) auch katalanisch gesprochen.
KLIMA:
Mallorca besitzt ein mediterranes, gemäßigtes subtropisches Klima mit durchschnittlich 7,9 Sonnenstunden am Tag, mit Niederschlagsmengen von 1400 mm im Norden und 400 mm im Süden dazu eine hohe Lichtintensität. Die kurzen Winter sind mild und feucht. In seltenen Fällen kommt es zu Schneefällen, dann vornehmlich in den Bergen. In den Sommermonaten regnet es kaum. Die Temperaturen im Inneren der Insel können dann bis über 40°C steigen. Ab Ende August sind kurze starke Regenfälle begleitet durch Sturm und Gewitter möglich, wodurch der Oktober statistisch der niederschlagsreichste Monat des Jahres ist. Ende Dezember bis in den Januar sind windstille und milde Wetterlagen (die calmes) häufig. Die kleinen Sommer führen schon im Januar zur Mandelblüte, was der Insel im Gegensatz zur ausgetrockneten Landschaft im Sommer ein völlig anderes Aussehen gibt.
GEOGRAPHIE:
Räumlich kann man Mallorca in 6 Landschaftszonen einteilen:
- Die Serra de Tramuntana, ein ca. 90 km langer und bis zu 15 km breiter Gebirgszug mit elf Gipfeln über 1000 m Höhe, der parallel zur Nordwestküste verläuft. Von der Insel Sa Dragonera im Südwesten bis zum Cap Formentor im Norden. Der höchste Punkt der Gebirgskette ist mit 1445 m der Puig Major. Am Nordwestabhang des Gebirges befinden sich steile und felsige Küstengebiete mit nur kleinen Buchten und steinigen Stränden. In der einzigen größeren Bucht entstand der Schutzhafen Port de Sóller. Die Serra de Tramuntana ist nach den kalten Nord- und Westwinden Tramuntana benannt. An den Seitenhängen der Berge haben sich fruchtbare Täler gebildet, in denen Apfelsinen- und Zitronenbäume wachsen. Auf terrassierten Hängen werden Tomaten, Bohnen und Weintrauben angebaut.
- Raiguer (oder: Es Raiguer) liegt am Südostabhang der Gebirgskette Serra de Tramuntana zwischen der Halbinsel La Victoria und der Hauptstadt Palma. Sie ist eine Übergangszone vom Gebirge zur Ebene Es Plà in der Mitte Mallorcas. Hier gibt es reichlich Wasser, aber wenig flaches, kultivierbares Gelände. Die Region des Raiguer ist als Zentrum des Schuh- und Lederhandwerks auf Mallorca bekannt.
- Im zentralen Teil Mallorcas befindet sich die Ebene Plà de Mallorca oder Es Plà, die nur von kleineren Höhenzügen unterbrochen wird. Aus dieser Region kommen die meisten landwirtschaftlichen Produkte der Insel: Kartoffeln, Reis, Mais und Gemüse. Zudem wird Wein angebaut und es gibt eine Vielzahl von Mandelbaumplantagen. Mit ihren ausgedehnten Feldern wird Es Plà auch als Kornkammer Mallorcas bezeichnet, allerdings auch die heißeste Gegend im Sommer. An der Bucht im Norden Mallorcas gibt es kilometerlange Sandstrände, Hauptziel der meisten Urlauber. Der Tourismus gewinnt auch im Es Plà gegenüber der Landwirtschaft zunehmend an Bedeutung.
- Llevant (deutsch: Osten) bezeichnet die östliche und nordöstliche Landschaftsregion. Sie wird durchzogen von dem Gebirgszug Serres de Llevant. An der Ostküste reihen sich wie an einer Perlenkette viele kleine Naturhäfen und Sandstrände an der sonst felsigen Küste aneinander. Die weitesten Strände bieten Cala Millor, Sa Coma und Cala Rajada, heute alles Touristen-Hochburgen. Der Hauptort Manacor ist ein Zentrum der Kunstperlen- und Möbelindustrie.
- Migjorn ist die südliche Fortsetzung der Ebene Plà de Mallorca mit eher ländlichem Charakter. Die Landwirtschaft spielt auch hier noch eine große Rolle, besonders die kultivierten Kapernsträucher. Einen Gegensatz dazu bildet der sechs Kilometer lange Strand von Es Trenc, ein Touristenzentrum mit über 3.000 Fremdenbetten.
- Im Südwesten Mallorcas öffnet sich die große Bucht von Palma, an der die alte Hauptstadt des ehemaligen Königreichs Mallorca und das gegenwärtige politische und wirtschaftliche Zentrum der Region der Balearen liegt. Palma (Ciutat de Mallorca) wurde 123 v. Chr. von den Römern gegründete. Diese Region ist die kleinste, da sie nur das Stadt- bzw. Gemeindegebiet umfasst, hat aber die höchste Bevölkerungsdichte.
WIRTSCHAFT:
Die Mallorquiner erwirtschaften eines der höchsten Pro-Kopf-Einkommen Spaniens. Haupteinkommensquelle ist mit 75% der Dienstleistungsbereich Tourismus gefolgt von der Bauindustrie. Fast drei Viertel der Insel sind landwirtschaftliche Nutzflächen. Die Landwirtschaft stellt 11% der Arbeitsplätze der Insel, trägt aber nur 2,5% zum Bruttoeinkommen bei. Daneben sind Bergbau (Marmorabbau), Leichtindustrie (Leder, Keramik, Imitationsperlen, Glas) sowie Fischerei bedeutende Wirtschaftszweige. Der Tourismus bildet das Rückgrat der balearischen wie auch der mallorquinischen Wirtschaft. 1960 besuchten rund 360.000 Besucher die Insel, 2007 kamen rund 9,91 Millionen Touristen, vor allem Deutsche, Briten, Festlandsspanier, Schweizer und Österreicher. Damit liegt die Insel deutlich vor der zweitwichtigsten Touristenregion Spaniens: Katalonien.
GESCHICHTE:
Die frühe Geschichte Mallorcas ist geprägt von Handelsbeziehungen mit den Phöniziern und Griechen (um 1500 v. Chr.), durch Invasionen und Besetzungen von Römern (123 v. Chr.), Vandalen, Oströmern, Mauren und Aragonier. Die Weine Mallorcas haben eine alte Tradition. Wahrscheinlich brachten die Phöniker den Weinbau auf die Balearen. Unter römischer Herrschaft wurde der Wein von Plinius dem Älteren lobend erwähnt. Unter der langen Herrschaft der Araber vom 8. bis zum 12. Jahrhundert hielt sich der Weinbau nur deshalb, weil getrocknete Trauben ein äußerst beliebtes Lebensmittel waren. Bereits im 13. Jahrhundert gab es einige wichtige Anbaugebiete und einige mallorquinische Weinbauer waren Lieferanten des Königshofes in Madrid. Im 15. Jahrhundert waren allein in Palma 156 Weinkeller registriert. Mallorcas Weine (z.B. dem Madeira gleichgestellten, süßen Malvasia) erhielten auf internationalen Ausstellungen zahlreiche Preise und machten Mallorcas Weine berühmt. Weinbusiness prägte die Insel. Im Zeitalter der Revolutionen produzierte sie 15 Millionen, 100 Jahre später 75 Millionen hl auf ca. 30.000 ha. Hauptabnehmer waren Frankreich und das spanische Festland. Dann kam 1891 die Katastrophe: die Reblaus fiel in Mallorca ein, vernichtete innerhalb von nur drei Jahren die Rebstöcke und damit die Existenzgrundlage tausender Weinbauern. Sie verließen die Insel, die sie nicht mehr ernähren konnte. Die größte Auswanderungswelle in der Geschichte der Balearen. Auf den verlassenen Anbauflächen wurden Mandelbäume gepflanzt. Nur langsam begann der Weinbau wieder zu wachsen. Bis zum Einzug des Tourismus in den 1960er produzierten die mallorquinischen Weinbauer hauptsächlich für den Eigenverbrauch auf der Insel. Doch es gab auch einige Winzer, die den Anschluss an die große weite Weinwelt fanden und international anerkannte Weine produzierten.
PRODUKTION:
Heute beträgt die Rebfläche ca. 2.500 ha mit einer Produktion von ca. 40.000 hl, etwas mehr als 1% der spanischen Weinproduktion. Wahrlich nicht viel, aber mit modernen Kellertechniken und mit dem Ehrgeiz einiger Newcomer wird Erstaunliches in die Flaschen gebracht. Mit seinen autochthonen und vermehrt internationalen Rebsorten erfreuen sich die mallorquinischen Weine immer größerer Beliebtheit. Heutzutage produzieren ca. 48 Bodegas Rotweine (ca. 80%) aus der wichtigsten Sorte Mantonegro, sowie Cabernet Sauvignon, Callet, Fogoneu und Tempranillo. Die Weißweine werden von den Sorten Moll (Prensal Blanco), Macabeo (Viura), Parellada, Moscatel, Malvasia, Chardonnay und Sauvignon blanc gekeltert.
ANBAUGEBIETE:
Im Jahre 1991 erhielt Mallorca mit der DO Binissalem sein erstes anerkanntes Qualitätsgebiet, 1999 kam die DO Pla i Llevant hinzu. In diesen beiden Gebieten sind ca. 90% der Weinproduktion gebündelt, auch wenn die DO-Regeln immer weniger Fürsprecher finden weil sie für die heutigen Verhältnisse zu streng sind. Als weitere Anbaugebiete sind Serra de Tramuntana - Costa Nord im Jahr 2002 und die "Vi de la terra Mallorca" (oder auch die Landweine Illes Balears genannt) im Jahr 2003 anerkannt worden.
Die VT Mallorca umfasst den Weinbau aller balearischen Inseln zusammen, die nicht zu einem D.O.-Gebiet gehören oder einen eigenen VT-Status besitzen. Wie mittlerweile nicht selten in Spanien, findet man dort viele der besten Erzeuger, die mit ihren individuellen Wein viel Ansehen und hohe Preise erzielen. Bestes Beispiel dafür ist der »ÀN« der gleichnamigen Bodega, die mit ihren Weinen auf der Basis der heimischen Callet zur Elite der Inseln gehört.