Südafrika
ALLGEMEIN:
In Afrika bieten sich günstige Bedingungen für den Weinbau nur in Marokko, Tunesien, an den zum Mittelmeer ausgerichteten Berghängen und vor allem in der Kapregion Südafrikas. Da sich der Weinbau auf die gemäßigten Zonen der Erde konzentriert, bietet Südafrika die optimalen Bedingungen. Heute liefern knapp 5.000 Traubenfarmer ihre Ernte an ca. 70 Genossenschaftskellereien. 100 Weingüter und 150 private Kellereien, die über eigene Weinberge verfügen, füllen selbst ab. Jährlich importiert Deutschland ca. 10 Millionen Flaschen Wein, viermal so viel wie Ende der Achtziger. Auf ca. 102.146 ha werden hier jährlich ca. 10 Millionen hl Wein produziert, ca. 4% der weltweiten Weinproduktion, in etwa so viel wie in Deutschland. Heute kommen saubere, einfache, aber auch hochwertige Weine von Nobelgewächsen und von Top-Winzern aus Südafrika. Trockene und rassige Weißweine, interessante Rotweine, sanft, kraftvoll, würzig, tiefgründig und auch lagerfähig von klassischen Trauben in beinahe jeder Preislage. Sogar einen eigenen Schaumwein, den Cap Classique und viele edelsüße Weine produziert das Land. Die wichtigsten Anbauregionen Südafrikas sind immer noch Constantia, Stellenbosch, Franschhoek, Paarl, Walker Bay, Durbanville, Walker Bay und Robertson.
GESCHICHTE:
Wann der erste Wein entstand ist nicht mehr zu bestimmen. Wann der erste Wein Südafrikas gekeltert wurde ist festgehalten. Es begann mit drei Rebstöcken und war eher ein Zufallsprodukt holländischer Handelspolitik. 1652 ging eine Gruppe niederländischer Söldner am Kap der guten Hoffnung an Land, um im Auftrag der Holländischen Ostindien Kompanie eine Verpflegungsstation auf der Gewürzroute nach Indien einzurichten. Da Wein als wirksame Vorbeugung gegen Skorbut galt und Klima und Boden Weinanbau zuließen, forderte der damalige Kommandant Jan van Rebeeck Rebstöcke an. Im Februar 1659 war der erste Wein Südafrikas gekeltert. 1692 wurde das Legendäre Weingut Constantia gegründet, deren hervorragende Weine erstmals Bedeutung in der Weinwelt erlangten. Bis Mitte des 19. Jahrhunderts waren es kostspielige Spezialitäten, international begehrt und an den Höfen Europas getrunken. Auch Napoleons Lieblingswein war ein Südafrikaner, der Vin de Constance (süßer Muscat de Frontignan) wurde ihm auch in sein Exil nach St. Helena geliefert. In den Anfängen produzierten südafrikanische Winzer, staatlich stark reglementiert, Weine im Port-Sherry-Stil sowie Brandy zu günstigen Preisen. Sie verkauften überwiegend an die Engländer, gerade in Zeiten Napoleons Kontinentalsperre. Preisverfall, Absatzrückgänge, Burenkrieg, Reblaus, Handelsboykott durch Apartheidpolitik führten immer wieder zu erheblichen wirtschaftlichen Problemen in der südafrikanische Weinindustrie und zwangen immer wieder Winzer zur Aufgabe. Die Gründung der KWV, heute eine Kooperative vieler Weinbauer, im Jahre 1918 brachte mehr Stabilisierung und Sicherheit in den südafrikanischen Weinanbau. Allerdings erst mit Aufhebung der Apartheidpolitik und der Lockerung der Regel- und Kontrollfunktion der KWV Anfang der 1990er nahmen internationale Anfragen nach südafrikanischen Weinen ständig zu. Die Entwicklung der südafrikanischen Weinindustrie in den letzten Jahren übertrifft sogar den steilen Aufstieg der jungen Anbauländer Australien, Kalifornien und Neuseeland am Anfang der 1990er. Es herrscht Aufbruchstimmung, dynamische Winzer bringen frischen Wind in Weinberge und Keller. Nationale und internationale Konzerne investieren in Rebberge und heruntergewirtschaftete Weingüter. Winzer und Önologen aus weltweiten Weinregionen stehen beratend zur Seite. Manchmal scheint es, dass Weinmacher, Gutsbesitzer, Händler und Investoren angetreten sind, um die Weinwirtschaft in Rekordzeit umzukrempeln. Dazu kommen immer mehr winterflüchtige Europäer zum Kap der Guten Hoffnung. Sonne pur, Luxus-Hotels, exquisite Restaurants, traumhafte Landschaft und Weine vom Feinsten. Für viele Urlauber ist der Besuch eines Weinguts, die schönste Art, Südafrika kennen zu lernen.
TERROIR:
In den letzten 30 Jahren hat sich der Weinbau weltweit insgesamt in kühlere Zonen verlagert. Besonders Winzer in Australien, Oregon, Kalifornien, Chile oder eben auch in Südafrika suchen vor allem für Weißweine gezielt Gegenden, die im Einflussbereich der kühlen Ozeane von Atlantik und Pazifik oder in höheren Bergregionen liegen. Auf der südlichen Halbkugel sind die Rebflächen in Regionen zwischen dem 30. und 40. Breitengrad zu finden. Das Klima in Südafrika ist allgemein geeignet für den Weinanbau: Hohe Lichtintensität, lange meist mediterrane bis heiße Sommer (Dez. bis April), milde und feuchte Winter (Mai bis Sept.), dazu der Einfluss der Ozeane, oft bis zu 100 Kilometer und mehr ins Landesinnere reichend, Berge, dichte Wolkenbänke am Nachmittag und relativ feuchte Nächte wirken mildernd und kühlend auf die Rebflächen. Nur der bekannte Kapdoktor bringt oft stürmische Winde aus dem Osten und verursacht manchmal schwere Schäden an Rebstöcken.
KLASSIFIKATION:
Das südafrikanische Schema der Herkunftsbezeichnungen kennt fünf Untergruppen:
- Estate: steht für ein aus einer oder mehreren Farmen gebildetes Gut, das ausschließlich Trauben aus eigener Erzeugung verwenden darf und auf dem eigenen Gelände vinifizieren muss.
- Ward: bezeichnet ein kleines genau definiertes Anbaugebiet. Die bekanntesten Wards sind Constantia und Franschhoek.
- District: meint ein größeres zusammenhängendes Anbaugebiet, etwa Stellenbosch Robertson, Walker Bay, Swartland, Douglas Cape, Calitzdorp oder Paarl.
- Region: umfasst eine ausgedehnte Anbauzone, die aus verschiedenen Distrikten oder Teildistrikten besteht, zum Beispiel Breede River Valley, Coastal Region, Kline Karoo oder Boberg, was nur für Dessertweine aus Paarl oder Tulbagh verwendet wird.
- Wineland: ist keine offizielle Bezeichnung, sie berücksichtigt nur die Bedeutung der Weine, unabhängig davon, ob sie als Ward, District oder Region eingestuft sind.
- Geographical Unit: bezeichnet keine Appellation, sondern seit 1993 das Western Cape als das bislang einzig wirklich übergreifende Weingebiet. Rund 90% der südafrikanischen Weine stammen von hier. Der Rest kommt größtenteils aus dem heißen, bewässerten Gebiet Orange River in der Geographical Unit Northern Cape, das vor allem für preisgünstigen Weißwein bekannt ist, der nur selten in den Export gelangt.
Zudem etablierte im Jahr 1973 das „Wine and Spirit Board“ ein Schema, das dem Beispiel europäischer Appellationen folgend Weine nach ihrer Herkunft klassifiziert. Wird die Garantie „Wine of Origin (WO)“ vergeben, ist damit gewährleistet, dass mit der Herkunftsangabe auf dem Etikett sämtliche für den betreffenden Wein verwendeten Trauben aus der gesamten Appellation stammen.