Estufagem
Das Estufagem-Verfahren ist ein charakteristischer Reifungsprozess, der bei der Herstellung von Madeira-Wein angewendet wird und diesem Likörwein seine einzigartige, komplexe Aromatik verleiht. Das Verfahren simuliert die Hitzeeinwirkung, die Madeira-Wein traditionell während langer Seereisen erfuhr, als die Weinfässer in den warmen Frachträumen der Schiffe gelagert wurden.
Beim modernen Estufagem-Verfahren wird der Wein in großen, mit Kupferspulen ausgestatteten Tanks, den sogenannten "Estufas", über einen Zeitraum von etwa drei Monaten bei kontrollierten Temperaturen zwischen 45 und 50 Grad Celsius erhitzt. Diese kontrollierte Erwärmung beschleunigt die oxidative Reifung des Weins und trägt zur Entwicklung der typischen Karamell-, Nuss- und Trockenfruchtnoten bei. Gleichzeitig verstärkt die Hitze die Robustheit des Weins, was ihn widerstandsfähig gegenüber Alterung und Qualitätsverlusten macht.
Nach dem Erwärmungsprozess wird der Wein langsam auf Umgebungstemperatur abgekühlt und ruht dann für eine gewisse Zeit, um seine Aromen weiter zu harmonisieren. Bei hochwertigen Madeiraweinen kann das Estufagem-Verfahren durch das Canteiro-Verfahren ersetzt oder ergänzt werden, bei dem der Wein in Eichenfässern in kühlen Lagerhäusern unter natürlicher Temperaturkontrolle über viele Jahre reift. Das Estufagem-Verfahren ist somit essenziell für die Herstellung von Madeirawein und verleiht ihm seine unverwechselbaren Eigenschaften, die diesen Wein so langlebig und einzigartig machen.