Barolo (Italien)

ALLGEMEIN:
Barolo ist eine italienische Gemeinde mit 728 Einwohnern in der Provinz Cuneo, in der Region Piemont. Der Ort in den Bergen der Langhe liegt 15 km südlich von Alba auf einer Höhe von 310 m über dem Meeresspiegel. Die im Jahre 1966 definierte DOC-Zone mit ca. 1.300 Hektar Rebflächen umfasst die Gemarkungen (bzw. auch nur Teile davon) Barolo, Castiglione Falletto und Serralunga d’Alba sowie Teilbereiche in den Gemeinden La Morra, Monforte d’Alba, Roddi, Verduno, Cherasco, Diano d’Alba, Novello und Grinzane Cavour. Auf den historischen Kernbereich von Barolo, Castiglione Falletto, La Morra, den nördlichen Teil von Monforte d’Alba und Serralunga d’Alba entfällt mehr als 80 Prozent der Produktion; auf La Morra fast ein Drittel der bestockten Rebfläche.

GESCHICHTE:
Hier wird der berühmte gleichnamige Rotwein angebaut. Innerhalb der Gemeinde ist der Cannubi-Hügel einer der bekanntesten Weinanbaugebiete, wird er doch seit der Römerzeit mit Nebbiolo-Trauben kultiviert. Die Bezeichnung Barolo wurde bereits 1730 in einem Briefwechsel zwischen englischen Handelsleuten erwähnt. Damals handelte es sich allerdings um einen süßlichen Wein. Die Nebbiolotrauben wurden häufig erst Ende Oktober geerntet. Ab Mitte November, spätestens jedoch Anfang Dezember waren die Temperaturen bereits so winterlich, dass die alkoholische Gärung im Weinkeller zum Erliegen kam und der Wein nicht komplett vergoren war. Damit verblieb immer eine relativ hohe Restsüße im Wein.
Der heutige Barolo entstand im 19. Jahrhundert durch den Impuls der Marchesa von Barolo, Giulia Falletti sowie des Grafen Camillo von Cavour. Der französische Önologe Louis Oudart aus Reims betreute die Weingüter der Marchesa in Serralunga und La Morra. Bei seinen Reisen durch Europa war Cavour zu der Erkenntnis gekommen, dass in seiner Heimat bessere Weine zu machen seien, als bislang bekannt. Um die Ergebnisse des eigenen Weines zu verbessern bzw. um ihn dem französischen Stil anzunähern, arbeitete Cavour mit Oudart sowohl an Umstellungen im Weinberg als an Veränderungen der Produktionsmethoden. Im Keller setzte Oudart auf die Techniken aus der kühlen Champagne. Um 1850 baute er den Wein erstmals trocken aus (ähnliche Unterstützung leistete er später auch beim Barbaresco). Der neue Stil fand Gefallen in Turin und gehörte schnell zu den Lieblingsgetränken im Haus Savoyen. Emanuele Alberto, Sohn von König Vittorio Emmanuel II. erschloss die Weinberge um das königliche Jagdhaus Fontanafredda in Serralunga d'Alba. Aus dieser engen Verknüpfung der damaligen Herrscherdynastie mit dem Barolo stammt wohl der Ausspruch „Wein der Könige und König der Weine“.
Die Vermarktung der Weine wurde bis Mitte des 20. Jahrhundert durch Handelshäuser dominiert. Sie kauften bei den Weinbauern die Jahresproduktion auf und bauten die Weine aus. Erst ab den 1960er wurden die Weinbauern auch Winzer und füllten die eigenen Weine ab und vermarkteten diese eigenständig. Seit dieser Zeit wird der Ruf nach einer Lagenqualifikation innerhalb von Barolo immer lauter. Bereits seit dem Jahr 1880 versuchen Agronomen, Önologen, Winzer oder Weinkritiker eine offizielle Klassifizierung von Einzellagen zu erstellen, bisher blieben aber alle Einstufungen ohne Erfolg.

PRODUKTION:
Seit 1966 hat der Barolo die Qualitätsstufe DOC und seit 1980 Italiens höchste, die DOCG. Die damit einhergehende Dynamisierung des Gebiets ist atemberaubend. Während in den 1970er der Barolo fast ein Ladenhüter war, gab es in den 1980er ca. 12 Erzeuger mit einem Volumen von ungefähr 100.000 Flaschen. Heute produzieren immer mehr Winzer um die 4 Millionen Flaschen. Die DOCG-Klassifikation beinhaltet die Erlaubnis Einzellagen-Namen auf dem Flaschen-Etikett zu nenen. Die berühmtesten davon sind Arborina, Arione, Cannubi, Cerequio, Brunate, Bussia Soprana, Bricco Cicala, Briccolina, Falletto Rocche, Fisaco, Francia, La Serra, Lazzarito, Monprivato, Monvigliero, Pianpolvere, Ornato, Sarmazza, Villero und Vigna Rionda.

HERSTELLUNG:
Im Gegensatz zu vielen anderen großen Rotweinen ist der Barolo kein Verschnitt, sondern wird zu 100%, also sortenrein aus der Nebbiolorebe hergestellt (die vormals erlaubte Zugabe von Barbera wurde verboten). Traditionell wird der Wein bis zu 24 Tage lang mit Schalenkontakt in großen, alten Eichenfässern, sogenannten botti, vergoren. Dadurch entsteht eine massive Konzentration von Fruchtaromen einerseits, aber auch ein extremer Tanningehalt. Die Tannine verlangen eine Alterung des Weines von 15 bis 20 Jahren. Ab Mitte der 1990er begann vor allem die junge Winzer-Generation/die Modernisten neue Weinbereitungs-Techniken zu erproben. Dazu zählen kurze Maischestandzeiten (meist auf zu 17 Tage beschränkt), Maischeerhitzung und Barrique-Ausbau, somit wurde der Wein früher trinkbar. Dennoch bleibt der Barolo ein sehr tanninhaltiger Wein, der sich dem Neuling nicht auf Anhieb erschließt. Er braucht eine lange Reifezeit von bis zu zehn Jahren, um diese Gerbstoffhärte komplett abzulegen. Die Farbe wandelt sich dabei von rubin zu ziegelrot. Er ist extrem lange haltbar, nämlich 25 Jahre und länger. Um die Geschmacksintensität zu gewährleisten ist die Produktion pro Hektar auf 8000 kg/ha Trauben begrenzt, entsprechend 52 Hektoliter Wein oder 6933 Flaschen Wein. Die DOCG-Bestimmungen wurden in den letzten Jahren umgearbeitet. Der Barolo muss nun 38 Monate, davon 18 Monate in Holz, der Riserva 62 Monate, davon 18 Monate in Holz (Kastanien- oder Eichenfässer) reifen. Für beide gilt ein Mindest-Alkoholgehalt von 12,5% vol. Auch ist der Einsatz von Barrique zugelassen.
Als beste, teilweise legendäre Jahrgänge der Neuzeit gelten 1958, 1961, 1964, 1978, 1982, 1985, 1988, 1990, 1995, 1996, 1997, 1998, 1999, 2000, 2001, 2004, 2006, 2008. Für viele Weinkenner ist Barolo heute der unangefochtene König der italienischen Weine und sein Prestige ist über jeden Zweifel erhaben.

TERROIR:
Barolo im südöstlichen Piemont, besitzt ein kontinentales Klima mit mildernden Einflüssen des Tanaro und seiner Nebenflüsse. Es gibt ausreichend Niederschläge, sehr strenge Winter, heiße Sommer und milde Herbste mit den berühmten morgendlichen Nebelschwaden über den Hügeln der Langhe. Im Wesentlichen gibt es zwei verschiedene Bodentypen. In Barolo und La Morra herrscht kalkhaltiger Mergel vor. Diese Weine sind etwas milder und reifen schneller. Der zweite Bodentyp mit höherem Gehalt an Sandstein in Castiglione Falleto, Monforte und Serralunga erbringt intensivere Weine, die eine längere Reifezeit benötigen. Alle Barolo-Weine weisen jedoch Gemeinsamkeiten auf: eine granatrote Farbe, relativ hoher Alkohol-, Tannin- und Säuregehalt, ein komplexes Aroma nach Pflaumen, Rosen, Teer, Waldboden und Lakritze und und immer kraft-voll, körperreich mit hohem Alterungspotential. Es gibt auch eine bittere Variante den Barolo Chinato, der mit Chinarinde und anderen Gewürzen versetzt und auf rund 16% Vol. Alkoholgehalt aufgespritet wird.