Rheingau (Deutschland)

ALLGEMEIN:
Der Rheingau ist eines der bedeutendsten Weinanbaugebiete der Welt. Hier wurde wohl das Potential des Rieslings erkannt und der vielfach nachgeahmte, typische Stil des deutschen Weins entwickelt. Der Rheingau gehört mit 3.200 ha zu den kleinen Weinanbaugebiete Deutschlands, 30 km lang und 4 km breit. Hier zwischen Hochheim, Eltville, Oestrich-Winkel, Geisenheim, Rüdesheim, Assmannshausen und Lorch fließt der Rhein in Ost-West-Richtung, wodurch das Flusstal zahlreiche Südhänge mit intensiver Sonnenbestrahlung aufweist, gleichzeitig dient der Fluss als Wärmespeicher in der gesamten Länge, im Norden schirmen die Hügel des Taunus die Weine gegen kalte Winde ab, das beinah perfekte Mikroklima.

GESCHICHTE:
Archäologische Funde beweisen den römischen Ursprung des Weinbaus am Rhein, wobei die Kirche schließlich mit der Gründung der Klöster von Johannisberg (1100) und Eberbach (1135) zur Entstehung der heutigen Weinregion entscheidend beitrug. Hier wurde durch Zufall die Qualität von edelfaulen Spätlesen (1775 verspätete sich der Bote des Abts von Fulda, so dass die Ernte im Schloss Johannisberg erst sehr spät beginnen konnte) entdeckt. Bereits Anfang des 19. Jahrhunderts besaßen die Rheingau-Rieslinge ein außergewöhnliches Prestige, die Preise waren höher als die der Montrachet-Weine aus dem Burgund. Ende des gleichen Jahrhunderts waren es die teuersten Weine der Welt. Leider muss dieses Lob relativiert werden, denn nach dem 2. Weltkrieg bis in die 1970er Jahre ging das Ansehen der Rheingau-Weine mehr und mehr zurück. Motivation der Winzer, Rationalisierung der Weinbereitungstechniken und das Weingesetz von 1971 waren daran schuld. Qualitätsverluste bemerkt man bei traditionellen Gütern wie Schloss Johanisberg (Oetker-Konzern) oder den Staatsweingütern Kloster Eberbach, Schloss Eltz wurde völlig aufgelöst. Andere Winzer wie Robert Weil oder Schloss Reinhardtshausen sowie kleinere Familenbetriebe begannen Anfang der 1980er mit Engagement, Können und sorgfältiger Arbeit im Weinberg und Keller sich der Erzeugung trockener Rieslinge von hoher Qualität zu widmen.

KLASSIFIKATION:
In den 1980er wurden die Charta-Weine ins Leben gerufen, sie stehen für einen traditionellen Riesling-Stil und strengste Qualitätsmerkmale. Hitzige Diskussionen wurden von allen Beteiligten geführt, ob Rheingau-Weine traditionsgemäß eher süß oder trocken sein sollten. Auf diese beiden gegensätzlichen Stilrichtungen, die Klassifizierung der Weinberge und ein striktes Regelwerk, das hohe Qualität garantieren soll, stützt sich ein neues System. Für trockene und süße Auslesen sowie höherwertige Qualitätsweine von klassifizierten Lagen wurde die Bezeichnung „Erstes Gewächs“ eingeführt, unterstützt von der Vereinigung der Charta-Wein und dem Verband Deutscher Prädikatsweine (VDP). Einziger Schwachpunkt dieses Konzepts ist die freiwillige Beteiligung.

KLIMA:
Obwohl das Kerngebiet sehr klein ist, sind die Weine des Rheingaus sehr unter-schiedlich. Das ist auf klimatische Unterschiede und vielfältigen Bodenverhältnissen zurückzuführen. In Flussnähe ist der Boden tief und besteht aus Lehm und Mergel, in höheren Lagen wird er flacher und steiniger.

ANBAUGEBIET:
Westlich von Rüdesheim bis Lorch wurde in den letzten Jahren eine Umstruktuierung vorgenommen, fast alle Pflanzen sind noch jung und liegen auf sanft abfallenden Hängen, erreichen oft nicht die Feinheit und Eleganz anderer Regionen. In Assmannshausen ist Spätburgunder die vorherrschende Traube, eine Besonderheit für den Rheingau. Östlich von Rüdesheim beginnt das Kerngebiet des Rheingaus: Rothberg, Kläuserweg (Geisenheim), Schloß Johannisberg, Klaus, Hölle, Mittelhölle, Goldatzel (Johannisberg), Jesuitengarten, Hasenberg (Winkel), Doosberg, Lenchen (Oestrich), Nußbrunnen, Wisselbrunnen, Pfaffenberg, Steinberg (Hattenheim), Marcobrunn, Schloßberg, Siegelsberg ( Erbach), Sandgrub, Klosterberg, Wasseros (Kiedrich), Baiken (Rauenthal), Sonnenberg (Eltville), Walkenberg (Martinsthal), Hölle, Domdechaney (Hochheim) sind die wohl bekanntesten unter den Rheingau-Lagen/-Orten.

CHARAKTER:
Die Rieslinge des Rheingaus können fest, herb, kräftig, elegant, erdig, reich, saftig mit rassiger Eleganz und Finesse sein. Sie erinnern in ihren Aromen an Mango, Passionsfrucht, Pampelmuse, Pfirsich, Aprikose oder Mandel.