Moulis (Frankreich)

Weit westlich der Straße D2, der Route des Châteaux, die auf ihrem Lauf so viele illustre Verlockungen bereithält, liegen die beiden bescheidenen kommunalen Appellationen Moulis und Listrac. Die zwei Gemeinden befinden sich fast genau auf halbem Wege durch die AC Haut-Médoc, deren Rebflächen sie mit einem Streifen Weinberge trennt. Im Südosten grenzt die AC Margaux, im Nordosten die AC St. Julien. Anders als die vier feineren kommunalen Appellationen des Médoc, deren Weinberge sich über die D2 hinweg zur Gironde hinab erstrecken, ziehen sich Moulis und Listrac diskret ins Innere zwischen die Wälder am Westrand des Haut-Médoc. Auch sind ihre Weine nicht so bekannt, obwohl sie im 18. Jahrhundert groß in Mode waren und einige der berühmteren Namen wie Chase-Spleen und Fourcas-Hosten seit langem einen guten Ruf genießen. Keines der Châteaus beider Bereiche gelangte 1855 in die Klassifizierung – nicht weil sie abgelehnt wurden, sondern sie zeigten einfach kein großes Interesse. Nichtsdestoweniger hatten manche der besseren Weine damals schon Cru-Classé-Niveau. Heute gibt es vor allem Crus Bourgeois.

Gut durchlässige Kiesböden bilden die Grundlage der beiden Appellationen. Weiter westlich in den Wäldern findet man reinen Sand, der die Entstehung hochwertiger Weine unmöglich macht. Kiesschichten, kleine Flussufer und attraktive Hügelrücken sorgen für großartige Lagen mit später Lese und damit besserer Traubenreifung.

Moulis oder besser Moulis-en-Médoc ist die kleinste Appellation im Médoc, bringt etwas weniger Wein hervor als Listrac und nicht einmal halb so viel wie St. Estéphe, der größten der vier feineren Appellationen. Fast die gesamte Fläche wird von Wein eingenommen und erstreckt sich von Nordosten bis Südwesten. 44 Weingüter, meist Cru Bougeois (31), produzieren ihren Wein selbst. Insgesamt beträgt die Fläche der AC 1.078 ha, davon 575 ha bestockt. Die durchschnittliche Jahresproduktion beträgt 275.000 Kisten. Der für den Kiesboden bestens geeignete Cabernet Sauvignon ist die Haupttraube, doch manche Weingüter verfügen inzwischen über einen höheren Merlot-Anteil. Ebenfalls wird Cabernet Franc und Petit Verdot angebaut. In den Weinen vereint sich die Subtilität von Margaux mit der Wucht von St.-Julien; sie besitzen Finesse und kräftigen Körper und brauchen oft 7-10 Jahre bis zur vollen Reife. Viele sind in der Jugend recht tanninreich, insbesondere solche, die in neuen Eichenfässern ausgebaut wurden.