Côte Rôtie (Frankreich)

Südlich von Vienne hat sich die Rhône durch die letzten Ausläufer des Massif Central gefressen. Zwischen Cornas und St.-Péray fließt die Rhône durch die erste Appellation des hier engen Flusstals: die kleine, aber sehr berühmte Côte Rôtie. Halsbrecherische steile Lagen an den Hängen, an manchen Stellen aus dem Schieferfels herausgesprengt und steil aufgetürmte Terrassen über dem größten Städtchen Ampuis sind typisch für dieses Weinanbaugebiet. Die Weinberge sind schwer zu bearbeiten, aber ihre fast ideale Ausrichtung auf die wärmenden Sonnenstrahlen wurde spätestens zur Römerzeit erkannt. Schon der Name der Côte Rôtie, „geröstete/gebratene Hänge“ besagt, dass hier Trauben für schwere, volle Weine reifen können. Die Weine von dieser Region waren schon lange vor denen aus Bordeaux und Burgund berühmt. Mitte/Ende des 19. Jahrhunderts erzielten Weine vom Hermitage-Berg ebenso hohe Preise wie bester Bordeaux. Auch als Verbesserer für mehr Wucht/Kraft wurden sie im Burgunder eingesetzt. Heute ist ihr Renommee größer denn je dank einer Vielzahl guter Erzeuger, von denen viele nur kleinste Mengen an Weinen in ihren Kellern verarbeiten, die immer noch so aussehen, als hätten sie sich seit 100 Jahren nicht verändert.

Das Gebiet der Appellation umfasst 224 ha Anbaufläche in den drei Gemeinden Ampuis, Saint-Cyr-sur-Rhone und Tupin. Jährlich produziert man knapp 10.000 hl Rotwein (9548 hl in 2004). Die Hänge der Côte Rôtie gehören geologisch zum Zentralmassiv. Der Boden besteht aus Gneis bzw. Glimmerschiefer. Seine Verwitterung schafft zahlreiche Risse und Spalten, die den Wurzeln der Weinreben ein tiefes Eindringen ermöglichen. Schiefer speichert Feuchtigkeit für oft lange, trockene Sommer, aber auch die Sonnenwärme.

Die Côte Rôtie ist in zwei Teilbereiche aufgeteilt: die Côtes brune und die Côtes blonde. Beide sind nur durch einen kleinen Wasserlauf getrennt. Die Legende besagt, dass im 16. Jahrhundert der Lehnsherr Maugiron seinen Weinbergbesitz zwischen seinen beiden Töchtern aufteilte, von denen eine blonde Harre hatte und die andere Brünett war. Der wahre Unterschied liegt jedoch im Boden: Die Côte blonde ist sandiger und etwas kalkhaltiger, während die Côte brune lehmiger und reich an Eisenmineralien ist.

Das Klima des nördlichen Rhônetals stellt eine Mischung kontinentaler und mediterraner Einflüsse dar. Die Sommer sind heiß und trocken, lediglich Gewitter bringen Niederschläge. Das Mikroklima der Côte Rôtie besitzt zwei Besonderheiten: Bedingt durch den Verlauf der Rhône von Nordosten nach Südwesten besitzt sie eine ganze Reihe amphitheatherartige, nach Süden ausgerichtete Lagen. Ein hier regelmäßig auftretender trockener Nordwind, die Bise, schützt die Reben vor zu großer Hitze und stehender feuchter Luft, so dass Pilzkrankheiten nicht gedeihen können. Ein Vorteil für die Sorte Viognier, die sehr anfällig für solche Krankheiten ist. Insgesamt ist das Mikroklima etwas kühler als das des weiter südlich gelegenen Hermitage.

In den Weinbergen der nördlichen Rhône ist die Syrah die Königin und der Viognier der König – beides Rebsorten, die heute weltweit wieder groß in Mode/im Trend sind. Südlich der Côte Rôtie schließen sich die kleinen Appellationen Condrieu (80 ha) und Chateau Grillet (einziges Weingut mit eigener Appellation) an. Chateau Grillet nur 3,8 ha groß, ist nach La Romanée im Burgund die kleinste AC in Frankreich.