Chile
Miguel Torres, einer der wichtigsten Weinmacher Spaniens, nannte Mitte der 1970er Jahre Chile ein Paradies des Weinbaus und löste eine kleine Lawine der jungen Generation von Weinmachern und Weinerzeugern aus. In einem Land, dessen Weinwirtschaft sich im Niedergang befand, trotz langer und oft bedeutender Geschichte. Ob er nun über Peru, Mexiko oder direkt aus Spanien kam, ist nicht bekannt, aber vermutlich wurde der erste Weinstock bereits 1551 von Don Fransisco de Aguirre in La Serena gepflanzt. Dieser kam 1554 ins heute bedeutende Zentraltal. Es wurde überwiegend mit einheimischen Sorten gearbeitet (z.B. Paìs, Mission oder Torontel). Erst während des frühen 19. Jahrhunderts kam eine größere Skala Vinifera-Sorten nach Chile, z.B. 1851 die Bordeaux-Reben von Don Echazareta.
Die geografische Isolation durch den Pazifischen Ozean im Westen, die Atacama-Wüste im Norden, das karge Patagonien im Osten und die schneebedeckten Anden im Süden bilden eine natürliche Grenze und verhinderten den Einfall zerstörerischer Plagen, wie z.B. die Reblaus. Diese Kontinuität im Weinbau wurde anderen Ländern nicht gewährt. Die Probleme des Chilenischen Weinbaus kamen eher aus einer anderen Richtung. Politische und wirtschaftliche Krisen, das Verbot von 1938 neue Weinberge anzulegen und das Überangebot in den 1960er Jahren führte immer wieder zu schweren Einbrüchen in Chiles Weinwirtschaft. Heute besitzt Chile ca. 197.00 ha Rebflächen, davon werden aber nur 142.000 ha für den Weinbau genutzt und jährlich etwa 8,5 Millionen Liter Wein erzeugt. Die restlichen 55.000 ha dienen für Tafeltrauben und den Grundwein des Branntweins Pisco.
Die Rebgärten liegen zwischen den 27. und 39. südlichen Breitengrad, mit einem grundsätzlich heißen Klima, welches allerdings durch den kalten Humboldt-Strom im Westen und den kühlen Fallwinden aus dem Osten (von den Anden kommend), abgeschwächt wird. Während die Aconcagua- und Casablannca-Täler zwei bedeutende Unterregionen nördlich der Hauptstadt Santiago sind, kommen die meisten Premium-Weine Chiles aus dem Zentraltal, und zwar aus den Unterregionen südlich der Hauptstadt. Dieses besteht aus einer Reihe von quer verlaufenden Flußtälern wie Maipo, Rapel, Cuicó und Maule. Die südliche Region mit den Itata- und Bìobìo-Tälern hat ein mediterranes Klima mit heißen Sommern und wenig Feuchtigkeit.
Chiles Weinstöcke wachsen vorwiegend auf flachem, fruchtbarem Land, wo Schwemmböden und Tonkalk gemeinsam mit Lehm vorherrschen. Die Weinberge reichen an den westlichen Hängen des Zentraltals eine Höhe bis 600 Meter, auf den Osthängen der Anden sogar bis zu einer Höhe von 1.000 Meter. Wegen des heißen Klimas, fehlendem Regen im Sommer und der Nähe der Anden werden die Weinberge durch ein System von Kanälen und Rinnen und seit den 1990ziger Jahren zunehmend durch Tropfanlagen bewässert.
Das besondere der chilenischen Rebsorten ist die Tatsache, dass durch die ausbleibenden Phylloxera-Plagen viele Premiumsorten noch wurzelecht sind. Das bewässerte Zentraltal beherbergt immer noch das Vermächtnis der ersten Weinmacher. Eine Qualität, die sich so kein zweites Mal auf dem Planeten findet. Die verbreiteste Traube in Chile ist die Paìs, welche überwiegend in nicht bewässerten Regionen gepflanzt ist. Diese wird allerdings vor allem im Inland konsumiert. In den Export finden eher französische Sorten. Der chilenische Nationalschnaps Pisco (fliegender Vogel) kommt aus dem nördlichen Chile um La Serena und wird von der Muskat-Traube destilliert.