Pfalz (Deutschland)
Die hügeligen Weinberge der Pfalz erstrecken sich über mehr als 80 km entlang der Ostflanke der bewaldeten Haardt von Worms über Bad Dürkheim, Neustadt, Landau bis zur französischen Grenze (Elsass) bei Wissembourg. Die Pfalz ist so warm und sonnig, dass sie wie für den Weinbau gemacht scheint. Nicht nur das warme Klima, sondern wegen der außergewöhnlichen Bodenvielfalt ist es möglich, auf insgesamt 23.500 ha Rebfläche eine Anzahl beträchtlicher Qualitätstrauben zu produzieren, vor allem Riesling, Weiß-, Grau- und Spätburgunder, Kerner, Silvaner, Chardonnay, Gewürztraminer, Muskateller, St. Laurent und Dornfelder.
Die Pfalz ist Deutschlands zweitgrößtes Weinanbaugebiet und gefundene Kelteranlagen weisen auf eine lange Tradition hin, die bis in die Römerzeit zurückreicht. Die wichtigste Traube ist der Riesling, heute auf ca. 4.500 Hektar angepflanzt. Leichte Sand-, Lehm- und Lößböden dominieren, daneben aber findet man ebenso Gebiete mit Sand- und Kalkstein, Mergel, Ton, Granit, Kies und Schiefer. In der Pfalz wie auch im südlichen Elsass wirken die Berge als maßgeblicher Klimafaktor, indem sie schlechte Witterung abhalten. Hier im Regen- und Windschatten gedeihen Feigen, Zitrusfrüchte und Oleander in den Gärten.
Die Qualitätsweinerzeugung begann vor ca. 200 Jahren (1797) als Dr. von Bassermann-Jordan das Weingut von seinem verstorbenen Vater übernahm und die Weinbereitungsmethoden der adligen und kirchlichen Weingüter im Rheingau nachahmte. Im Westen in der Mittelhaardt rund um die höchste Erhebung dieser Region, dem Drachenfels (571 m), in Wachenheim, Forst, Deidesheim und Ruppertsberg liegen die besten Lagen der Pfalz. Hier produzieren die drei „B-Weingüter“, Dr. Bassermann-Jordan, Reichsrat von Buhl und Dr. Bürklin-Wolf berühmte und weltweit anerkannte Weißweine.
Die Hügel der Haardt und der Odenwald auf der Ostseite des Rheins halten widrige Klimaeinflüsse ab, dazu bilden die idealen Süd- und Ostlagen mit leichtem Mutterboden, verwittertem Sandstein und aus Steinbrüchen herbeigeschaffte dunkle Basaltsteine ein perfektes Terroir und Kleinklima für große Weine. Beste Lagen wie Kirchenstück, Jesuitengarten, Freundstück, Ungeheuer, Pechstein (Forst), Gerümpel, Goldbächel, Rechbächel (Wachenheim), Herrgottsacker, Kalkhofen, und Grainhübel (Deidesheim) liegen auf einem flachen Gelände westlich der Bundesstraße B 271. Einzige Ausnahme ist der Ruppertsberg, mit höherer Lage, leichterem Boden und günstigerer Exposition östlich dieser Bundesstraße.
Bad Dürkheim und Kallstadt genießen nicht ganz das Renomeé der südlichen Nachbarn, bieten allerdings ebenso erstklassige Weinberge, denkt man an die Lage Saumagen mit muskulösen, fruchtigen, säurebetonten und mineralischen Rieslingen. Kallstadts Annaberg erbringt beste süße Rieslinge und Dessertweine von edelfaulen Trauben der Scheurebe (1916 kreuzte Georg Scheu Riesling und Silvaner).
Nördlich von Kallstadt, der Unterhaardt, erzeugen Winzer wie Knipser und Müller-Catoir traditionell eine bemerkenswerte Palette von Rotweinen.
In der Südpfalz spielt für viele Winzer wie Fritz Becker ebenfalls der Rotwein (Pinot Noir, Portugieser, St. Laurent) ein große Rolle. Die Winzer der Unterhaardt und der Südpfalz leiden immer noch unter dem Vorurteil, Erzeuger billiger, süßer Massenweine zu sein – ihr Spitzname lautete „Süßliche Weinstraße“.
Der Charakter der Rieslinge aus den Spitzenlagen vereint die Substanz und das intensive Aroma Pfälzer Weine mit Rasse und ausgeprägtem mineralischen Charakter. Sie zeigen feinste Fruchtnuancen (pfirsich-, aprikosen- und zitrusähnlich), eine elegante Harmonie, Charme, können filigran, saftig, kraftvoll und spritzig sein, mit manchmal strenger Säure oft auch mit blumigen Düften.