Mosel-Saar-Ruwer (Deutschland)
Seit 2007 trägt das Anbaugebiet den offiziellen Namen Mosel-Saar-Ruwer. Am Nordwestrand des deutschen Weinbaugebiets, von Koblenz, wo die Mosel in den Rhein trifft, über Cochem, Zell, Bernkastel-Kues, Trier bis hin nach Saarburg zieht sich diese Region in südöstlicher Richtung bis an die französische Grenze. Reben klammern sich an die steilen Hänge eng, gewundener Täler, die sich tief in das hügelige Hochland der Eifel im Norden und den sanft gewellten Hunsrück im Süden einschneiden. Ohne diese Täler von Mosel-Saar-Ruwer könnte hier kein erwähnenswerter Wein erzeugt werden. Das Klima von Eifel und Hunsrück ist für edle Rebensorten viel zu rau. Da die Täler der Mosel und ihrer vielen Zuflüsse wie Saar und Ruwer jedoch einen gewissen Schutz gegen Kälte und Wind gewähren, liefert die Riesling-Traube auf den sonnigen Hängen bemerkenswert aromatische Weine von erhabener Anmut.
Bis weit in das 20. Jahrhundert trieb die katholische Kirche als größter Weinbergbesitzer die Umstellung auf Riesling aktiv voran. 1787 verfügte Clemens Weneslaus, Fürstbischof zu Trier, per Edikt für das Mosel-Saar-Ruwer-Gebiet den Ersatz minderwertiger durch hochklassige Rebsorten. Der internationale Erfolg dieser Weine hatte die vermehrte Pflanzung von Riesling-Rebstöcken zur Folge, was bis weit in das 20. Jahrhundert anhielt. Nur an der oberen Mosel bei Konz, wo die Saar in die Mosel fließt, ist der Elbling die wichtigste Rebsorte.
Dieses Gebiet zeigt in der Luftlinie eine Länge von 140 km, durch die Flusswindungen werden daraus mehr als 250 km. 7.000 Winzer betreiben auf 8.981 Hektar Weinwirtschaft. Das sind im Durchschnitt 1,15 Hektar pro Betrieb. Typisch für diese Region, wo 50% der Weinberge Steilhänge aufweisen, jeder Fleck wird genutzt und führt zu einer äußerst arbeitsintensiven Bewirtschaftung. 1/3 der Weinberge an der Mosel können maschinell bearbeitet werden, 2/3 der Lagen sind nur über Seilzüge zu erreichen. Für ein Hektar Weinberg müssen jährlich 1.500 Stunden Arbeit aufgebracht werden (im Vergleich Pfalz ca. 600 Std.). Dieses ist betriebswirtschaftlich nur mit Familienangehörigen lohnenswert zu erledigen.
SAAR: Geographisch ist das Gebiet eine Einheit zudem verbunden durch den Riesling. Die Weine jedoch sind sehr unterschiedlich, der Riesling zeigt hier viele Spielarten. Die Mosel beherrscht die Szene, klein aber fein sind die Weine der Nebenflüsse Saar und Ruwer. Sie nehmen in ihrer Qualität eine internationale Spitzenstellung ein. In Spitzenjahren liefert der Saar-Riesling Weine mit feinstem Körper und ausgeprägter Säure. Die Saar zeigt nur einen starken Richtungswechsel bei Konz, besitzt viele Seitentäler mit wenigen Steilhängen, ist also weniger windgeschützt. Daraus resultiert die ausgeprägte Säure (oder „Stahligkeit“) der dortigen Weine.
RUWER: Zwischen Ruwer und Saar liegen nur einige Hügel und die Stadt Trier, allerdings sind die Weine verblüffend unterschiedlich. Diese Weine können von ähnlicher Säurestruktur sein, zeigen dabei aber in guten Jahren ausdrucksvollere Frucht und aparte, erdige, pflanzliche und blumige Aromen. Eine kleine Weinbauregion mit gerade mal knapp 300 Hektar Fläche, aber mit langer Geschichte. Aufzeichnungen besagen, dass Otto I., Kaiser der Römischen Reiches Deutscher Nation am 6. Februar 966 das Weingut Grünhaus dem Benediktinerkloster St. Maximin in Trier übereignete.
MOSEL: Der Riesling ist Inbegriff der Mosel, besser der mittleren und unteren Mosel. Weltberühmtes Riesling-Zentrum sind dabei die großen Schleifen zwischen Lieser und Kinheim und zwischen Piesport und Klüsserath, ca. 50km Edelgewächsstrecke, mit feinen und edlen Rieslingen von unvergleichbaren Lagen wie Wehlener Sonnenuhr. Zwischen Schweich, flussabwärts von Trier und Koblenz schlängelt sich die Mosel durch ein schmales, gewundenes Tal. Die Weinberge sind dicht bestockt, eines der spektakulärsten Weinlandschaften der Welt. Morgendlicher dichter Nebel, intensive Sonnenbestrahlung am Tag, abendliche Kühle, aufgewärmtes Schiefergestein sind im Herbst bestimmend für edelfaule Trauben, die große Mosel-Rieslinge ergeben. Dieser Wechsel zwischen Wärme und Kühle, Feuchtigkeit und intensiver Sonneneinstrahlung haben einen starken Einfluss auf das Reifen der Beeren und die Entwicklung von Botrytis, der Edelfäule. Die Rieslinge vom Piesporter Goldtröpfchen gehören zu den kräftigsten Weinen der Mosel, die vom weltberühmten Bernkasteler Doctor zu den teuersten in Deutschland und für Weinliebhaber der ganzen Welt ist die Wehlener Sonnenuhr ein Synonym für große Rieslinge.
CHARAKTER: die feinsten Rieslinge des Mosel-Saar-Ruwer-Gebiets besitzen Tiefe, Harmonie, Frucht, Eleganz und Charakter. Sie sind frisch und delikat, die besten leichten Weine habe nur 6-8% Vol. Alkohol und zeigen sich weinig-zart. Typisch die Mund wässernde Säure und natürliche Traubensüße, feiner blumiger Duft von Holunderblüten, Geißblatt, Rose und Lavendel. Unreifes Lesegut ergibt einen Geschmack von grünen Früchten wie Stachelbeeren und herben, knackigen Äpfeln. Perfektes Lesegut allerdings kann nach Apfel, Quitte, Birne, Pfirsich, Aprikose, Mango, Ananas, Passionsfrucht, Zitrone, Orange, Grapefruit, rote/schwarze Johannisbeere, Erd- und Brombeere duften und schmecken. Nicht gemeint sind die oft dünnen , süß-sauren Massenweine von Müller-Thurgau oder Kerner aus Gemeinden oder Lagen wie Bernkasteler Kurfürstlay, Ürziger Schwarzlay oder aus dem Bereich Bernkastel – diese verdienen oft das Attribut „Zuckerwasser“.
REBSORTEN: Der Anteil der Weißweintrauben ist zwar von knapp 95 auf knapp 91% gesunken, ist aber nach wie vor unter allen 13 Anbaugebieten am höchsten (es folgt der Rheingau mit knapp 85%). An der Spitze liegen in gleicher Reihenfolge dieselben acht Rebsorten. Es dominiert mit knapp 60% eindeutig der Riesling, obwohl eine Reduktion um knapp 500 Hektar erfolgte. Es folgt Müller-Thurgau/Rivaner (14,5%). Eine Besonderheit ist die an dritter Stelle liegende sehr alte Sorte Elbling, die fast zu 100% nur an der Mosel angebaut wird. Allerdings ist der Bestand von 870 auf 570 Hektar zurückgegangen. Es folgen Kerner, Weißburgunder, Bacchus, Grauburgunder (Ruländer), Chardonnay, Auxerrois. Bei den roten Sorten dominieren Spätburgunder, Dornfelder, Regent, St. Laurent, Schwarzrieling, Dunkelfelder, Frühburgunder, Merlot. Die stärksten Aufsteiger sind Grauburgunder, Weißburgunder, Spätburgunder, Regent und Dornfelder. Die größten Absteiger sind Kerner, Bacchus und Müller-Thurgau. So wie in den anderen Anbaugebieten haben auch noch viele andere deutsche Neuzüchtungen stark an Boden verloren.