Loire (Frankreich)
Das Tal der Loire bzw. Mittelfrankreichs wird oft als Garten von Frankreich bezeichnet. Natürlich gehört die Weinrebe zu den Pflanzen, die dort wachsen. Der königliche Fluss legt in seinem langen Lauf vom Zentralmassiv (Massif Central) im südlichen Zentralfrankreich bis zur Atlantik-Mündung einen Weg von 1.000 km zurück, vorbei an Städten wie Orléans, Tour oder Nantes. Er gab dieser riesigen Weinbau-Region mit rund 70.000 Hektar Rebfläche den Namen. Die Loire entspringt südlich von Lyon, fließt zuerst in einem Bogen nach Norden und wendet sich dann bei Orléans nach Westen. Dabei durchquert sie zwölf Départements und nimmt zehn Nebenflüsse auf. Großteils liegen die Weingärten entlang und beiderseits der Flusstäler. Ein nennenswerter Weinbau wird an den Loire-Ufern auf einer Strecke von rund 400 km betrieben.
GESCHICHTE: Die Römer pflanzten hier bereits ab Beginn der Zeitrechnung Reben. Schon im 11. Jahrhundert waren die Weine in England und Holland sehr beliebt und wurden in diese Länder exportiert. Im 12. Jahrhundert legten die Zisterzienser bei Savennières einen Weinberg an, die heutige berühmte Lage Coulée-de-Serrant. An den Loire-Ufern bauten sich die französischen Könige und Adeligen viele Jagdhäuser und Schlösser. Die schönsten stammen aus der Renaissance unter König Franz I. (1494-1547). Dieser holte Leonardo da Vinci (1452-1519) an seinen Hof, der am Schloss Amboise starb. Und Jeanne d`Arc (1412-1431) traf bei Chinon das erste Mal mit König Karl VII. (1403-1461) zusammen, um ihn zum Kampf gegen England zu motivieren. Die UNESCO hat im Jahre 2000 das „Val de Loire” (Loiretal) zum Weltkulturerbe ernannt.
KLIMA: Die Region hat auf Grund der Größe Klima-Bedingungen von kontinental im Zentral-massiv bis atlantisch an der Loire-Mündung am Meer. Allgemein ist es ozeanisch und übers Jahr beinahe einheitlich, weil der Einfluss des Meeres große Schwankungen abmildert. Die Winter sind nicht sehr streng und die Sommer warm und oft feucht, die Sonneneinstrahlung ist gut. Im unteren Tal liegen die Felder auf dem armorikanischen Gebirge, das aus Schiefer, Gneis und anderen Sedimentgestein besteht. Kleine Flüsse durchschneiden die Landschaft, schroffe Täler lassen Hänge nicht zu, die Reben wachsen deshalb auf den Hügelkuppen der Hochebene. Die Region Mittelfrankreich ist unabhängig hinsichtlich Boden und Klima. Die Böden sind geprägt von der Juraformation, ähnlich denen von Chablis und das Klima ist semikontinental mit kalten Wintern und warmen Sommern. In Kombination mit den unterschiedlichen Bodenbedingungen resultieren auch verschiedenste Weintypen. Und doch haben diese eine Gemeinsamkeit von frischer Säure, Fruchtigkeit und Zartheit der Aromen, was auf die nördliche Lage der meisten Appellationen zurückzuführen ist.
REBSORTEN: Die Region ist vor allem ein Weißwein-Gebiet. Die zwei Hauptsorten Sauvignon Blanc und Chenin Blanc (Pineau de la Loire) erbringen trocken bis edel-süß ausgebaute Weine, dazu kommen noch bedeutend Muscadet und Chardonnay hinzu. Vor allem sind die Schaumweine berühmt, der Bereich Saumur entwickelte sich nach der Champagne zum zweiten Schaumwein-Zentrum Frankreichs. Die wichtigsten roten Rebsorten sind Cabernet Franc (Breton), Gamay, Malbec (Côt) und Grolleau. Daraus werden Roséweine, Vins gris und fruchtige Rotweine gewonnen, die großteils zum raschen Genuss bestimmt sind.
ANBAUGEBIET: Das Anbaugebiet ist zerrissen, einheitliche Regionen bilden die Gebiete um Nantes, das Anjou und die Touraine, Sancerre und Pouilly, Quincy und Reuilly, dazu kommen unbekannte Regionen wie Haut-Poitou. Die große Loire-Region kann man aus Gründen der Übersichtlichkeit in vier Abschnitte von Westen nach Osten gliedern. Im Westen an der Atlantikküste, am unteren Lauf der Loire, liegt um die Stadt Nantes der große Bereich Pays Nantais mit den nach der Methode Sur lie produzierten Muscadet-Weißweinen. Der zweite Abschnitt ist der Bereich Anjou-Saumur mit zahlreichen Enklaven. Der dritte Abschnitt wird vom Bereich Touraine mit ebenfalls zahlreichen Insel-Appellationen dominiert. Der vierte Abschnitt liegt in Zentralfrankreich, dem ehemaligem Herzogtum Berry, ist von den anderen drei Abschnitten deutlich abgegrenzt und am südlichsten gelegen. Östlich davon liegt die Weinbauregion Burgund bzw. Beaujolais. Es gibt rund 70 als Appellation oder VDQS klassifizierte Bereiche sowie einige Vins de pays (Landweine).