Barbera

Barbera ist eine weltweit verbreitete Traube, die als zweitbeste Traube des Piemonts (nach Nebbiolo) angesehen wird. Mit insgesamt 48.000 Hektar gehört sie mit zu den zehn meist gepflanzten Sorten Italiens und im Piemont besitzt sie fast 50% der Anbaufläche. Man vermutet, dass die Barbera aus den Hügeln des Monferrato stammt, wo sie immer noch die besten Lagen für sich in Anspruch nimmt. Die Herkunft ist allerdings umstritten. Eine Version ist, dass sie bereits im 7. Jahrhundert von den Langobarden in den Piemont gebracht wurde. Bekannt ist sie seit dem 13. Jahrhundert, in Dokumenten wurde sie 1799 das erste Mal erwähnt. Ihren Siegeszug begann sie nach der Reblaus-Katastrophe. Mitte der 1980er Jahre kam sie zu unrecht in Verruf, als beim berüchtigten Methanol-Skandal in Italien billige Barbera-Massenweine mit Metylalkohol versetzt wurden und es dadurch 20 Todesfälle gab.

Im Piemont gilt sie als ertragsreiche Sorte, sie kann hohe Erträge bringen und sich gut kargen Bedingungen anpassen. Die Rebsorte wird in Asti, Alba, Monferrato, in der Langhe, Lombardei und Emilia Romagna angebaut, in Übersee in Argentinien, Kalifornien und Australien. Darüber hinaus ist sie in Slowenien, Griechenland, Rumänien und auch Israel anzutreffen. Oft verschwindet sie in den Weinen Restitaliens und anderer Länder in belanglosen Verschnitten.

Sie reift spät aber noch vor der Nebbiolo-Traube aus, zeigt einen hohen Säuregehalt auch im vollreifen Zustand, ist relativ gerbstoffarm und feinfruchtig. Die hohe Säure der Traube macht sie für warme Klimate vorzüglich geeignet und mit dem geringen Tanningehalt und einer stabilen, schönen Farbe entspricht sie dem gegenwärtig modischen Trend. So erlebt sie eine Renaissance in Kalifornien nach dem Cabernet- und Merlot-Boom und auch die italienischen Auswanderer in Argentinien bevorzugen Sie als roten Alltagswein.

Der Barbera-Wein kann jung und fruchtbetont sein oder (aus dem Barrique) dunkel und ernst (manchmal ein wenig zu ernst). Neue Eichenfässer vertragen sich gut mit den gradlinigen, saftigen Kirscharomen, allerdings besteht die Gefahr, dass sie im Holz ein wenig von ihrer Sortentypizität einbüßt. Vorraussetzung für die Reifung im Eichenfass ist die sorgsame Pflege und Vinifizierung. Barbera d´Alba ist wohl der konzentrierteste, vielschichtigste, kraftvollste und farbstärkste Wein aller Varianten, Barbera d´Asti ist heller und zeigt mehr Eleganz und Feinheit.

Der Barbera kann gefällig erscheinen, aber mit breitem Spektrum, voller Charme, Finesse und guter Frucht, die an Kirschen, Pflaumen, Schlehen, Brombeeren, Veilchen und Puddingaromen erinnern. Durch den Einsatz von Barrique-Fässern werden die Weine zugänglich, d.h. die Eichentannine wirken wie ein Puffer gegen die kräftige Traubensäure und die Eichenwürze gibt der Frucht die notwendige Süße. Maßvolle Tannine, wenig Ertrag, die malolaktische Gärung und erfrischende Säure gestatten ein langes Leben, allerdings mit entsprechender Frucht kann der Wein der Barbera-Traube auch in seiner Jugend ein Trinkgenuss sein.